Die Komposition ‘verlängert’ Gerhard Richters Experiment der Zerlegung einer Reproduktion eines seiner ‘Abstrakten Bilder’ in vertikale Streifen um die Domäne Klang und Zeit. Der Titel verweist auf den Versuch, Gerhard Richters Künstlerbuch “Patterns: Divided, Mirrored, Repeated” (2011) in Film mit Musik für das Ensemble Musikfabrik zu übertragen.
Diese ‘Verlängerung’ findet einerseits auf der Ebene des Materials und der musikalischen Syntax statt. Formteile werden in unterschiedlichen Skalierungen wiederholt und gespiegelt. Massige Akkorde werden auf vertikaler Ebene immer weiter ineinander geschoben, bis sie mikrotonale Linien ergeben. Diese wiederholen sich und falten sich erneut ins Motivische auf, um letztlich als Spektrum in die Welt der Obertöne augmentiert hörbar zu werden.
“RICHTERS PATTERNS” ist desweiteren eine doppelte ‘Verlängerung’ der Konzeption Richters: auch auf der Ebene des Kulturellen reflektiert die Komposition den Prozess, dem der berühmte Maler sein Material unterwirft. Das Verhältnis der Malerei wie auch der Musik zum Pattern, Muster, Ornament und damit auch zum Dekor ist in der Theorie der Kunst des 20. Jhd. wiederholt problematisiert und entproblematisiert worden. Es wird zu einem Sprungbrett, einem Trampolin für “RICHTERS PATTERNS”, unterschiedliche Epochen der Musik und der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegeln sich in der Komposition scheinbar wider.
Letztlich ist “RICHTERS PATTERNS” auch eine Gratulation an das Ensemble Musikfabrik, dessen Mitglieder mittels individueller Probenarbeit ihre jeweils eigenen Klänge und Ideen zum Stück beigesteuert haben.
Marcus Schmickler, 31. August 2016.
RICHTERS PATTERNS (2016)
Musikalische Installation für 18 Musiker und Elektronik von Marcus Schmickler und gleichnamiger Film von Corinna Belz nach einer Idee von Gerhard Richter
Kompositionsauftrag der KölnMusik
Uraufführung am 16. September in der Kölner Philharmonie