1. September 2014

Raum für Austausch und Entwicklung

Als Studio Musikfabrik, das Landesjugendensemble für Neue Musik des Landesmusikrats NRW, 2012 als erstes Jugendensemble an den renommierten Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik mitwirken durfte, sorgte das Ensemble einstimmig für positive Resonanz. Nicht zuletzt die Jugendlichen selbst haben sich daher über die erneute Einladung zu den 47. Internationalen Ferienkursen für Neue Musik gefreut und der Wiederkehr 2014 entgegen gefiebert.

Um neue Eindrücke, Erfahrungen und Spieltechniken bereichert, reiste das unter der Patenschaft des Ensemble Musikfabrik stehende Jugendensemble an, diesmal in Begleitung zweier weiterer Jugendensembles – dem LandesJugendEnsemble Neue Musik Schleswig-Holstein sowie dem ASEAN Contemporary Music Ensemble (ACME), dessen Mitglieder aus Singapur, Malaysia, Indonesien, Thailand und den Philippinen eingeflogen waren. Insgesamt umfasste die junge Gruppe rund 60 Jungmusiker im Alter von 14 bis 26 Jahren, die der Teilnahme spannungsvoll entgegenblickten.

Die einwöchige Probenphase führte zu mehreren unterschiedlich besetzten Konzerten, die am 7. und 8. August in der Lichtenbergschule unter der Leitung von Peter Veale und Johannes Harneit stattfanden und mit einem anspruchsvollen Repertoire um Oliver Schneller, Hans-Joachim Hespos, Harrison Birtwistle, Misato Mochizuki und Wolfgang Rihm für vollbesetzte Publikumsreihen sorgten. Die gemeinsame Aufführung von Brigitta Muntendorfs IN SYNC und György Kurtàgs Double concerto, op. 27 no. 2 stellte dabei den spannungsvoll erwarteten Abschluss dar, dessen akustisches Ergebnis vom Publikum begeistert honoriert wurde. Das auch an professionelle Musiker höchste Ansprüche stellende Double concertotrugen die jungen Künstler unter Begleitung der beiden Solisten des Ensemble Musikfabrik, Ulrich Löffler (Klavier) und Dirk Wietheger (Violoncello), eindrucksvoll vor und bewiesen, dass die großen Namen der Musikwelt nicht allein den erfahrenen Musikern vorbehalten bleiben müssen.

Ermöglicht wurden die Veranstaltungen innerhalb des in diesem Jahr erstmalig initiierten Teilprojekts „Ensemble Junior“, das den Jugendensembles Raum bot, sich und ihre Arbeit zu präsentieren, vom gemeinsamen Austausch zu profitieren und durch die Zusammenarbeit mit etablierten Musikern an der künstlerischen Entwicklung zu feilen. Die Ansprüche, Erfahrungen und kulturellen Hintergründe, mit denen die Künstler dabei aufeinandertrafen, waren genauso vielfältig, wie die Ferienkurse selbst. Während manche der Jüngsten schon über tiefe Einblicke in die zeitgenössische Musik verfügten und selbst komponieren, beschäftigt sich einer der asiatischen Gäste vor Allem mit polyphoner Kirchenmusik.

Neben dem eng gestrickten Programm um die Probenarbeiten wurde die wenige freie Zeit genutzt, die anregenden Möglichkeiten der Ferienkurse auszuschöpfen. Rund um die gemeinsamen Probenzeiten entstanden neue Freundschaften, am Abend wurde zusammen gekocht und über Musik diskutiert. Wer sich zwischendurch nach harmonischeren Klängen sehnte, fand sich spontan zu Kammermusik zusammen oder gab eine Jam Session in der Darmstädter Fußgängerzone.

Als Franz Rieks (16 Jahre), der als Pianist im Studio Musikfabrik mitwirkt und gleichzeitig als Kompositionsstudent an den Ferienkursen teilnahm, in einem „Open Space“ ein kurzes Konzert gab, saß der Rest des Ensembles geschlossen im Publikum. Beeindruckt und auch ein wenig stolz, lauschten sie seinen virtuosen Eigenkompositionen und ließen ihn erst nach einer Zugabe von der Bühne treten.

Wenn es nach einer kurzen Woche wieder heißt Abschied zu nehmen haben alle Beteiligten eine weitere Interpretation des Mottos „Anything Goes“ entworfen: Innerhalb weniger Tage virtuose Musik einzustudieren, diese an zwei Konzerttagen aufzuführen und nicht zuletzt Freundschaften über Ländergrenzen und Kontinente hinweg aufzubauen. Dies alles weckt den Wunsch nach einer Fortsetzung.

Autoren: Bettina Weitner, Dorothea Lincke

 

Eine verkürzte Version dieses Berichts finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe der nmz und unter:
http://www.nmz.de/artikel/raum-fuer-austausch-und-entwicklung