In unserem nächsten Montagskonzert werden die Uraufführungen der neuen Werke „အမှောင် – A Hmaung“ von Hein Tint für Pat Waing, Posaune und Piano und „Aneignung“ von Orm Finnendahl für Pat Waing, Posaune und mikrotonalem Synthesizer zu hören sein. Die Stücke sind eingebettet in ein Programm mit traditioneller Musik aus Myanmar, elektro-akustischen Improvisationen mit dem Computerprogramm „Quo“ des Komponisten Orm Finnendahl und Miniaturen für Posaune und Klavier von György Kurtág.
Das Konzert ist das Ergebnis von vier vorausgegangenen Workshops mit improvisatorischen, kompositorischen und medialen Anteilen und wechselnden Rollenverständnissen von Solist, Komponist und Ensemble. Am Ende ist dabei ein Konzertabend entstanden, an dem die diversen musikalischen Einflüsse, Herkünfte und Herangehensweisen der Teilnehmer*innen hörbar werden, in dem Gemeinsames und Differentes nebeneinander stehen kann und in der Gegenüberstellung jeweils neu gehört werden kann.
Matthias Mainz: „Die Arbeit mit Musiken aus verschiedenen stilistischen Kontexten und vor allem mit Musiker*innen aus verschiedenen musikalischen Kulturen erfordert gleichermaßen Respekt und Aufmerksamkeit dem jeweils Anderen und seiner Kontexte gegenüber. Und entgegen der linearen Vorstellung einer universalistischen Kraft von Musik, die im Austausch eben automatisch immer Verbindung schaffe, setzt die Auseinandersetzung mit den Unterschieden das Wissen um die Kontextualität des eigenen musik-kulturellen Wissens voraus und über das, was Donald Rumsfeld einmal die „unknown unknowns“ genannt hatte: das Wissen, dass nicht einmal der genaue Umfang des eigenen Nichtwissens der Kultur, der Kontexte und der Empfindungen des Gegenübers bekannt sein kann. Und wenn wir ehrlich sind, betrifft dieses Unwissen dem Umfang des Fremden gegenüber auch ein Unwissen über die eigenen inneren veränderlichen Kontexte von Gedanken und Prägungen, die auch in uns selbst nie so linear und fest sind, wie wir uns selbst denken.“
Der burmesische Hsaing Waing Meister Hein Tint aus Pyawbwe in der Provinz Mandalay war in den ersten Jahren nach der demokratischen Öffnung von Myanmar ein zentraler Akteuer von kulturellen Austauschprojekten aus Deutschland und Frankreich. Nach der Übersiedlung mit seiner Familie nach Berlin 2017 war für Hein Tint die Zusammenarbeit mit seinem Ensemble in Myanmar durch den Militärputsch vom Februar 2021 nun unmöglich geworden. Das Projekt ist Teil der Bemühungen, die Kollaborationen Hein Tints mit westlichen Musiker*innen nicht abbrechen zu lassen und die Möglichkeiten seines wunderbaren Instrumentes Pat Waing in neuen Kontexten erforschen zu können.
Eine Kooperation des Ensemble Musikfabrik und der Plattform für Transkulturelle Neue Musik e.V. mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
Orm Finnendahl – Aneignung (2022) Uraufführung
für Hsaing Waing, Posaune, Piano und Elektronik
Hein Tint – အမှောင် / A Hmaung / Dunkelheit (2022) Uraufführung
für Hsaing Waing, Posaune und Piano
György Kurtág – Sechs Stücke für Posaune und Klavier (1999)
ထံတျာ / Htan Teya / trad. Kinderlied
Orm Finnendahl/Ensemble – Quo –Improvisationen/Signal-
Hein Tint, Hsaing Waing
Bruce Collings, Posaune
Benjamin Kobler, Klavier
Orm Finnendahl, Elektronik
Matthias Mainz, kuratorische Begleitung