Ein kurzer Einblick von Marie Hendriks, Assistenz der Öffentlichkeitsarbeit bei Ensemble Musikfabrik.
Am Wochenende des 25. und 26. November 2017 fand in den Räumlichkeiten des Ensemble Musikfabrik ein Kammermusikworkshop für junge MusikerInnen zwischen 14 und 21 Jahren statt. Unter Anleitung der Ensemblemusiker Peter Veale (Oboe, künstl. Leiter des Studio Musikfabrik), Melvyn Poore (Tuba), Ulrich Löffler (Piano), Dirk Wietheger (Cello) und der regelmäßig gastierenden Schlagzeugerin Rie Watanabe hatten 15 Jugendliche die Möglichkeit, sich kammermusikalischen Stücken aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu nähern und in Kleingruppen an ausgewählten Werken zu arbeiten.
Die meisten der TeilnehmerInnen hatten sich in ihrer bisherigen musikalischen Ausbildung noch nicht mit Neuer Musik auseinandergesetzt. Während dieses Workshops wurden also gemeinsam neue Spieltechniken und Notationsweisen behandelt und in Einzelsessions mit den jeweiligen Registerpaten ausprobiert.
Mit einem gemeinsamen Spielbar-Workshop unter der Leitung von Melvyn Poore wurde das Workshop-Wochenende eröffnet. Dieser Auftakt diente dem Kennenlernen, Warmwerden und dem ersten gemeinschaftlichen Musizieren:
Beginnend mit einer kurzen Vorstellungsrunde in der alle einen gemeinsamen Rhythmus fanden, stellte sich jeder reihum vor – Melvyn, Peter, Eva, Annika… – danach das gleiche Spiel mit der Anzahl der Silben des eigenen Vornamens – zwei, zwei, zwei, drei…. Es folgten Runden mit dem Laut der ersten Silbe des Namens, das Weitergeben von gesummten Tönen mal gleich, mal variiert, mal lauter mal leiser – im Uhrzeigersinn oder mal in die entgegengesetzte Richtung. Spielerisch wurde die Richtung gewechselt, wurden sich Töne und Laute hin- und hergeworfen – die Stimmung aufgelockert. Als die Gruppe bei einem gemeinsamen liegenden Ton angekommen war, durften vereinzelt WorkshopteilnehmerInnen das erste Mal in dieser Runde zu ihrem Instrument greifen, um damit erneut in den kollektiven Klang einzusteigen.
Nach dem einführenden Workshop teilte sich die große Gruppe in drei kleine Gruppen auf, um in definierten Besetzungen unterschiedliche Werke zu bearbeiten. Darunter die Stücke Greeting Music und Et je reverrai cette ville étrange des kanadischen Komponisten Claude Vivier, die in Besetzungen von 6 bis 7 MusikerInnen von jeweils zwei Ensemblemusikern geleitet und erarbeitet wurden. Besonders bei diesen Stücken stellten sich die Musikern der Herausforderung des Zählens, die sie bei diesen Werken ganz neu erfuhren. Parallel beschäftigten sich Melvyn Poore, die teilnehmende Hornistin und der Saxophonist mit einem Stück von Vinko Globokar Dos à dos – Rücken an Rücken. Das Werk von 1988 thematisiert die Aufs und Abs einer Liebesbeziehung, lässt die Musiker durch ihre Instrumente sprechen und ragt durch performative Elemente weit über die musikalische Eben hinaus.
Neben den klein besetzen Kammermusikwerken studierte die gesamte Gruppe unter der Leitung von Dirk Wietheger ein Teil von Terry Rileys Stück In C ein.
Die vier im Rahmen des Wochenendes erarbeiteten Werke präsentierten die Musikerinnen und Musiker zum Ende des Workshops einander, ihren Eltern, Freunden und MusikerkollegInnen des Ensemble Musikfabrik.
Das Workshop-Wochenende gab jungen Musikern auf ungezwungene Weise und ohne Druck die Möglichkeit, sich Zeitgenössischer Musik zu nähern. Durch Offenheit und Neugier der TeilnehmerInnen ist die Begeisterung unserer Profimusiker von Ensemble Musikfabrik auf die jungen MusikerInnen übergesprungen und hat ihnen, wie in der Feedbackrunde deutlich wurde, die anfängliche Angst und Skepsis genommen und den Weg geebnet, sich im Rahmen von Studio Musikfabrik weiter mit Neuer Musik auseinander zu setzen.