Ballroom, Lee Plaza Hotel (the ruins of Detroit) für Violine mit Delaygerät, Electric Toy Piano, E-Gitarre, Steine, Trommel und Kasettenspieler ist inspiriert von der gleichnamigen Fotografie des Fotografenduos Yves Marchand und Romain Meffre. Sie portraitieren in diesem Band verlassene Fabrikgebäude und Grand Hotels im Detroit der Gegenwart, einst blühende Wiege der amerikanischen Automobilindustrie und boomende industrielle Produktionsstätte. Heute sind die Tage des wirtschaftlichen Wachstums und der dekadenten Opulenz gezählt; leere Ruinen,verlassene Straßenzüge wie Geisterstätte bleiben zurück und erinnern nostalgisch an jene verschwenderische, dem Fortschrittsglauben unterworfene Zeit, ein berückend-trauriges Mahnmal unserer jüngeren Zivilisationsgeschichte. Meine Musik reagiert also auf die starke emotionale Wirkung und Kraft dieser Bilder, entwirft ein klanggewordenes Gefühl, dass sich in langsamem Zeitraum behutsam entfaltet. Sich selbst unter die Lupe nehmend werden melodische Fragmente in der Violine abgetastet, musikalische Artefakte, die Walzerfigur eines geliebten Großmeisters blitzen auf, eine schemenhafte, auf wenige Tonhöhen reduzierte Tanzmusik hebt an.
Am Ende ein durch die klanglichen und mechanischen Unzulänglichkeiten eines alten Kasettenspielers verzerrt wiedergegebenes Textzitat aus Jim Jarmusch’s wunderbaren Film „Only Lovers left alive„.
Johannes Fischer
Im Rahmen des von Hannah Weirich kuratierten Montagskonzerts am 20. Juni 2016 wird Ballroom, Lee Plaza Hotel (the ruins of Detroit) uraufgeführt. Johannes Fischer wird um 19.30 Uhr in das Werk einführen. Der Eintritt ist frei.