Sandeep Bhagwati – Stele IV (for Jürgen Gosch) (2009/12) für zwei Trompeten
Christine Chapman, Doppeltrichter-Trompete
Marco Blaauw, Doppeltrichter-Trompete
Janet Sinica, Video
Daniel Seitz, Sounddesign
Lockdown Tape #21 enthält das Trompeten-Duo von Sandeep Bhagwati Stele IV, gespielt von Christine Chapman und Marco Blaauw. Auf dem Blog erzählt Christine Chapman, wie die Aufnahme das Thema der Gleichberechtigung der Geschlechter in der Blechbläserwelt repräsentiert und durch das Video visuell verdeutlicht werden soll.
Stele IV – Zwei Perspektiven, Rücken an Rücken
„Sandeep Bhagwati fertigte die ersten Skizzen für Stele IV an, nachdem er vom Tod Jürgen Goshs gehört hatte, einem deutschen Schauspieler und Theaterregisseur, mit dem er zusammengearbeitet und den er sehr bewundert hatte. Die Version für „2 Blechblasinstrumente (Trompeten)“ wurde 2012 veröffentlicht.
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Als alle Mitglieder des Ensembles Musikfabrik aufgefordert wurden, Repertoire für die Lockdown Tapes zu finden, herrschte rege Betriebsamkeit. Eine unglaubliche Anzahl von Solowerken erwachte in den wunderschönen Videos von Janet Sinca zum Leben. Kammermusik während Corona zu spielen, war jedoch bis vor kurzem unmöglich, es sei denn, dein Kollege war zufällig auch dein Partner. Marco Blaauw und ich waren auf der Suche nach Duett-Repertoire und Stele IV schien perfekt für das Lockdown Tape-Format geeignet. Der Wunsch des Komponisten, dass die Spieler Rücken an Rücken spielen, während sie sich langsam umdrehen, wurde auf dramatische Weise dadurch repräsentiert, dass Janet uns in einem Kreis filmte. Um die Dämpferwechsel während des Videos zu vermeiden, benutzten wir Doppeltrichter-Trompeten mit Sandeeps enthusiastischer Erlaubnis. Obwohl ich schon länger Trompete als Horn spiele, war dies mein erster Auftritt mit der Doppeltrichter-Trompete. (Es ist VIEL schwerer, als es aussieht… Respekt an all die Doppeltrichter-Trompeter da draußen!)
Marco und ich waren von der Aufnahme begeistert. Die schöne, rührende Melancholie der Musik war herzergreifend zu spielen. Wir freuten uns auch beide über die Gelegenheit, ein visuelles Statement zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Blechbläserwelt zu präsentieren. Wir erwarteten, dass die starke Bildsprache des Videos ein großartiges Statement gegen die geschlechtsspezifische Voreingenommenheit sein würde.
Und dennoch…
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Wir kämpften mit dem anfänglichen Video, das Janet uns schickte. Die erste Hälfte des Videos zeigt einen Mann, der kraftvoll Trompete spielt, im Hintergrund eine Frau, deren Gesicht völlig im Schatten liegt. Das war nicht die Aussage, die wir machen wollten. Das Konzept der Lockdown Tapes ist einfach: Eine Kamera, eine Aufnahme, eine „Live“-Performance. Janet Sinicas Videokunst ist ebenfalls live; sie reagiert auf die Intensität der Musiker, auf das Licht und die Dramatik des Moments. Als wir Janet unsere Bedenken äußerten, passte sie die Beleuchtung an, um die Aufnahmen auf meiner „Seite“ des Kreises zu unterstützen und nutzte ihr Können, um mich aus dem Schatten zu holen. Obwohl Marco und ich immer noch mit dem Video kämpfen, wurden wir von Sandeep ermutigt, es zu veröffentlichen. Er schrieb: „Die Dunkelheit, der Fokus und die Leidenschaft der Musik lassen sich gut in das Video übertragen und der langsame visuelle Kreis um Euch beide… intensiviert das Hörerlebnis.
Die Freigabe des Videos erfolgt nicht ohne Zögern. Die Hintergrundgeschichte dieser Aufführung ist für mich von wesentlicher Bedeutung. Vielleicht wird die Aussage, die wir hofften, präsentieren zu können, besser dargestellt, nicht als ein erreichtes Ideal, sondern als ein Kampf, der weitergeführt werden muss.“
– Christine Chapman, Juni 2020