Toshio Hosokawa – Ibuki (Atem) (2016)
für Viola
Axel Porath, Viola
Ein Kompositionsauftrag von Ensemble Musikfabrik, mit freundlicher Unterstützung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und gewidmet für Axel Porath
Janet Sinica, Video
Janet Sinica, Jan Böyng, Schnitt
Wolfgang Ellers, Tonaufnahme/Mischung
Programmtext von Guido Fischer
„Wenn man traditionelle japanische Musik hört“, so hat einmal Toshio Hosokawa erläutert, „dann hört man stets sehr viele Geräusche, die wie Naturgeräusche klingen. Das sind keine hässlichen Geräusche, sondern sie sind immer wie Klänge, die wir in der Natur hören und denen wir uns in der Musik annähern, um ihren Geist zu berühren.“ Diese Nähe zur Natur spiegelt sich aber nicht nur in der alten japanischen Musik wider. In Hosokawas Werken kann man gleichfalls poetischen Vogellauten, Meeresrauschen oder dem sanften Streicheln des Windes begegnen. Und wer wie er damit stets den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen thematisiert, der musste sich zwangsläufig auch mit dem Atem als ultimativer Lebensspender beschäftigen. Doch Hosokawa wählte dafür eben kein Blasinstrument. Vielmehr schrieb er Ibuki (Atem) für die Viola und damit für ein Streichinstrument, dem er bereits mit Threnody to the victims of Tohoku ein Solostück gewidmet hatte. Jede Sektion des mehrteilig aufgebauten Stücks dreht sich um einen Zentralton, der mit „kalligrafischen Pinselstrichen“ umspielt wird. Der Fluss des Klangs steigt dabei in der ersten Hälfte des Werks aufwärts, „hinauf zum Himmel“, so der Komponist – um in der zweiten Hälfte wieder zu versiegen. Ibuki wurde 2016 im Rahmen des Kölner „Acht Brücken“-Festivals von Axel Porath uraufgeführt.
Programmtext von Toshio Hosokawa
„Ibuki“ bedeutet auf Japanisch „Atem“ und steht für ein Gefühl der Lebendigkeit. In der Musik wird der Klang in jeder Sekunde durch den Atem erzeugt, und das schafft den Fluss des Klangs. Meine Musik fließt wie ein Fluss. Er wird durch den Atem erzeugt, erwacht zum Leben und verklingt in jeder Sekunde. Dieser Fluss hat Formen wie Pinselstriche in der Kalligraphie. In jedem Abschnitt gibt es eine zentrale Note, und ich begann zu komponieren, indem ich sorgfältig auf die Veränderungen dieser zentralen Note achtete. Der Fluss der Klänge steigt zum Himmel auf und verklingt in der zweiten Hälfte.