Der Godfather der US-amerikanischen Just-Intonation-Bewegung, der Komponist, Theoretiker, Visionär und Instrumentenbauer Harry Partch (1901-1974), hat ein hochkomplexes Tonsystem entwickelt, das die Oktave in 43 Tönen unterteilt – eine ungewöhnlich große Zahl an mikrotonalen Tonabständen, die die Realisierung seiner Musik auf herkömmlichem Instrumentarium unmöglich machte. So entwickelte und baute Harry Partch im Laufe seines Lebens ein umfangreiches Instrumentarium – klingende Tonskulpturen von eigenwilliger Schönheit und großer Bühnenpräsenz.
Für das Ensemble Musikfabrik wurde im Jahr 2012 dieses gesamte mikrotonale Instrumentarium von Thomas Meixner nachgebaut. Der Nachbau ist ein weltweit einmaliges Großprojekt, bei dem mehr als 50, zum Teil skulpturale Instrumente gebaut wurden: Saiten-, Schlag-, Glocken- und Tasteninstrumente sowie kleinere Handinstrumente.
Bis 2012 existierte nur ein einziger kompletter Satz aller Original-Instrumente in den USA. Die fragilen und zum Teil in schlechtem Zustand befindlichen Instrumente lagern heute an der School of Music der University of Washington in Seattle und sind nur einem kleinen Kreis von Personen zugänglich. Das ist der Grund, warum Partchs mikrotonales Werk bis heute – außerhalb der USA – noch so gut wie unbekannt ist.
Erstmals in Europa schaffte das Ensemble Musikfabrik durch den Bau des Instrumentariums die Voraussetzung, das faszinierende, exotische Œuvre Harry Partchs einer breiten Öffentlichkeit in der Form zugängig zu machen, wie es vom Komponisten gedacht wurde: nämlich als LIVE-Ereignis.
Komponisten in Europa erhalten nun mit pitch 43_tuning the cosmos die Möglichkeit, das Partch-Instrumentarium zu studieren und dafür neue Werke zu schreiben. In jedem der beteiligten Aufführungsländer wird ein Kompositionsauftrag an einen nationalen Komponisten vergeben und uraufgeführt. Dazu wählen die Veranstalter weitere Werke aus der Liste der bereits vorangegangenen Uraufführungen aus anderen Ländern sowie ein Originalwerk Harry Partchs aus. So entsteht ein einmaliges europäisches Kompositionsgeflecht von neuen mikrotonalen Werken kombiniert mit Aufführungen der bisher unbekannten originalen Partch-Werke.
Mit pitch 43_tuning the cosmos werden so neue Impulse im Umgang mit dem musikalischen Erbe Harry Partchs gegeben.
Das Projekt ist eine Werkschau und ein Labor gleichzeitig: die Präsentation einer musikalisch bisher nahezu unbekannten, äußerst farbenreichen und exotischen Facette der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts, und ein brandaktueller Einblick in den Umgang junger Komponisten des 21. Jahrhunderts mit diesem musikalischen Erbe.
Mit seinem erworbenen Know-how im Erlernen und Spielen der Instrumente steht das Ensemble Musikfabrik den Komponisten als Europas einziger „Partch-Klangkörper“ zur Verfügung und kann hier neue Impulse im Bereich der musikalischen, aber auch wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Tradition und Zukunft mikrotonaler Kompositionstechniken setzen.
Bisher wurden Kompositionsaufträge u.a. an Martin Smolka, Simon Steen-Andersen, Caspar Johannes Walter, Carola Bauckholt, Klaus Lang, Sampo Haapamäki, Helge Sten und Claudia Molitor vergeben.
Der Bau der Instrumente und deren Einstudierung wurden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Kunststiftung NRW.
17.06.2018
Musikfabrik im WDR 66 – Pitch 43_Continuum
WDR Funkhaus am Wallrafplatz
Sampo Haapamäki, Martin Smolka und Helge Sten
02.11.2017 und 03.11.2017
Greatest Hits
Hamburg, Kampnagel
Simon Steen-Andersen, Helge Sten, Harry Partch und Phillip Sollmann
16.09.2017 und 17.09.2017
Ruhrtriennale
Jahrhunderthalle Bochum
Simon Steen-Andersen, Helge Sten, Harry Partch und Phillip Sollmann
10.07.2017
Campuskonzert – Walking with Partch
Köln, Studio des Ensemble Musikfabrik
Claudia Molitor
13.07.2017
Raumklänge
Leverkusen, Schloss Morsbroich
Claudia Molitor
07.02.2017
Monophonie
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Phillip Sollmann
18.11.2016 und 19.11.2016
Huddersfield Contemporary Music Festival
Huddersfield, Bates Mill – The Blending Shed
Claudia Molitor
07.07.2016
Time of Music Festival
Viitasaari, Viitaarena
Simon Steen-Andersen, Helge Sten und Sampo Haapamäki
11.10.2015
Musikfabrik im WDR 56 – Pitch 43_Tuning the cosmos
Köln, WDR Funkhaus am Wallrafplatz
Simon Steen-Andersen, Caspar Johannes Walter, Klaus Lang und Carola Bauckholt
25.09.2015
Klangspuren Schwaz
Schwaz, Silbersaal im Szentrum
Simon Steen-Andersen und Klaus Lang
12.09.2015
Ultima Oslo
Simon Steen-Andersen und Helge Sten
29.05.2015
Kunstfestspiele Herrenhausen
Hannover, Galerie Herrenhausen
Caspar Johannes Walter und Carola Bauckholt
06.03.2015
Salzburg Biennale
Salzburg, republic
Caspar Johannes Walter und Simon Steen-Andersen