© Klaus Rudolph

Sing für mich, Tod

Claude Vivier

Dass Leben und Kunst manchmal bis zur Unentwirrbarkeit miteinander verwachsen, ist für Betrachter oft ein Phänomen von besonderer Anziehungskraft. Von den Betroffenen wird es bisweilen gar nicht so wahrgenommen, aber auch nicht immer als beglückend empfunden. Der Franko-Kanadische Komponist Claude Vivier, der mit 34 Jahren einem Mord zum Opfer fiel und zusammengesunken über einer unvollendeten Partitur – „Crois-tu en l’immortalité de l’ame? / Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele“ – gefunden wurde, gehört zu dieser besonderen Sorte Künstler.

Als „elternloses“ Kind im Alter von drei Jahren adoptiert, während der Schulzeit offenbar auch nirgends richtig heimisch geworden, nahm er mit 16 ein Musikstudium in Montreal auf und ging 1971 als Stipendiat nach Holland und Deutschland, wo er u.a. Schüler von Karlheinz Stockhausen war. Trotzdem entwickelte er einen sehr eigenen und unabhängigen Stil, der sich nach einem längeren Studienaufenthalt in Asien und auf Bali 1976 zu höchster Form entfaltete. „Die harmonische Aura“ schrieb Paul Griffith in der New York Times „ist plötzlich komplexer, und die fantastische Instrumentierung ist anders als alles, was Vivier zuvor geschrieben hatte – oder als das, was andere vor ihm geschrieben haben.“ Nicht nur sein unvergleichlicher Kompositionsstil kristallisierte sich plötzlich mit Macht heraus, auch überdachte er infolge der Asienreise das Verhältnis von Künstler und Gesellschaft erneut.

Das Ensemble Musikfabrik wird auf der Ruhrtriennale 2009 ein ganz besonderes Portrait dieses Ausnahmekünstlers geben. Denn Claude Vivier ist auch ein Beispiel für das thematische Bestreben der neuen Triennale-Reihe, den Ursprüngen von Kunst, Religion und Liebe auf die Spur zu kommen, das begrifflich Fassliche hinter sich zu lassen und den Besuchern zu ermöglichen etwas zu erleben, was man mit Worten nur ungenügend beschreiben kann.
Das szenische Projekt „Sing für mich, Tod“ geht der unauflösbaren Verbandelung von Leben und Kunst bei Claude Vivier nach. Der Dramatiker und Lyriker Albert Ostermaier verfasste dafür einen Monolog auf der Basis von Viviers Biographie, der zeitlich in den Stunden vor seinem Tod verortet ist. David Hermann führt die Regie und Christof Hetzer schafft den Bühnenraum in der Maschinenhalle Zeche Zweckel in Gladbeck. Das Ensemble Musikfabrik spielt unter der Leitung von Christoph Poppen.

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