Der Komponist, Produzent, Arrangeur und Musiker Ali N. Askin erzählt im Interview über Frank Zappa und seine Arbeit mit dem Ensemble Musikfabrik.
Was fasziniert dich an Zappas Musik? Würdest du sagen, Zappas Musik hat etwas Einzigartiges an sich?
Mich fasziniert die Vielfältigkeit, der Facettenreichtum. Diese ungebundene, spielerische Auffassung, Alles mit Allem zu kombinieren, was die Musikgeschichte zu bieten hat. Und keine Scheu vor irgendwelchen stilistischen Grenzen oder Genregrenzen zu haben. Das fasziniert mich sehr. Und seine Musik ist auf jeden Fall einzigartig, weil er als Einzelfigur doch sehr charakteristisch ist, seine Arbeit ist sehr charakteristisch. Und es ist unverwechselbar in der Art und Weise, wie er das alles gestaltet hat.
Du hast mit Frank Zappa auch persönlich zusammengearbeitet. Wie hat dich die Zeit geprägt?
Ich bin zu der Zusammenarbeit gekommen, weil ich etwas beitragen konnte. Das heißt, ich bin da nicht hingekommen, um zu lernen, und es war nicht unbedingt ein klassischer Lernprozess. Aber es war etwas sehr Schönes, was ich beobachten konnte, nämlich genau diese Vielfältigkeit, wie jemand spielerisch mit der Musik umgeht. Das war erfrischend und das hat auch sicherlich einen großen Eindruck bei mir hinterlassen.
Wie würdest du Zappas Persönlichkeit aus der Nähe betrachtet beschreiben?
Es war eine ganz normale Art, mit Dingen umzugehen, zu arbeiten, Spaß zu haben an den Dingen. Ich habe ihn sehr locker erlebt, sehr witzig und sehr entspannt. Trotz aller Ernsthaftigkeit und Professionalität der Arbeit hatte das auch eine Lässigkeit, die sehr schön war.
Wie gehst du beim Arrangieren vor? Versuchst du, die Musik so originalgetreu wie möglich wiederzugeben? Oder hast du eher das jeweilige Ensemble im Kopf?
Es ist eine Kombination aus Beidem. Es ist natürlich auch ein Entschluss des Ensembles gewesen, dass man versucht, möglichst mit dieser Besetzung, die wir in der Musikfabrik haben, den Geist dieser Stücke wiederzubeleben. Und einerseits muss ich mir was Neues einfallen lassen, weil natürlich die Instrumentation eine viel größere, eine sehr viel breiter gefächerte ist als die Band, die Zappa damals hatte. Aber trotzdem möchten wir, glaube ich, den Geist wiedergeben. Man hätte ja auch zum Beispiel Fassungen und Arrangements von den Stücken nehmen können, wie sie später auch von Zappa eingespielt wurden, in den 80er Jahren zum Beispiel. Aber wir haben uns dann entschlossen, diese 70er-Jahre-Sachen doch relativ treu im Geiste wiederzugeben. Was jetzt nicht heißt, dass ich nicht auch versucht habe, hier und da mal eigene Ideen einzubauen. Aber da ich ja mit ihm auch in den 90ern zusammengearbeitet habe, habe ich auch versucht, bestimmte Gestaltungsprinzipien oder Ideen, die er auch so hatte und die ich mitbekommen habe, umzusetzen.
Die Arrangements für dieses Konzert sind ja jetzt ganz speziell für das Ensemble Musikfabrik. Könnte das auch kein anderer spielen?
Es würde sicherlich anders klingen, weil wir natürlich auch solistische Parts haben, Gesangsparts, und auch zum Beispiel das Schlagzeug-Set, was hier Dirk Rothbrust spielt, gewisse Freiheiten hat. Und das spielt dann doch jeder Set-Spieler individuell anders. Also es würde bestimmt anders klingen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit bei den Proben mit dem Ensemble Musikfabrik? Bist du sozusagen der Weitergeber des Zappa’schen Grooves?
Also den Groove muss ich nicht viel weitergeben, weil diese ganze „Band“ groovt von sich selber aus wunderbar. Die haben eine tolle Rhythmus-Sektion mit den ganzen typischen Rock-Instrumenten, Drumset, E-Bass, E-Gitarre, Keyboards. Das ist schon mal ein sehr gutes Fundament, da muss ich ja gar nichts groß erzählen. Man fängt hier schon auf einem hohen Niveau an, miteinander zu arbeiten. Das Einzige, was ich noch ab und zu hinzufüge sind vielleicht so kleine gestische Sachen oder Dynamik. Und da wir ja keinen Dirigenten haben, ist es auch eine sehr schöne Zusammenarbeit, weil das so aus der Gruppe heraus kommt. Also so viel muss ich gar nicht machen.
Woran arbeitest du gerade sonst noch so?
Oh, ganz viel. Ich hab jetzt ein paar Fernsehfilm-Musiken fertig gemacht, habe im Herbst eine Kammeroper geschrieben für die Dresdener Semperoper, zurzeit sitze ich an einer Musik für eine Kindershow vom Friedrichsstadt-Palast in Berlin und dann werde ich wahrscheinlich Musik für eine Fernsehserie machen. Also alles Mögliche, ganz Verschiedenes.
Zappa’s Tapes
Donnerstag, 13.04.2017, 20:15 Uhr
Muziekgebouw aan ‚t Ij, Amsterdam