Der Weg zur Musikfabrik führt in den Untergrund, in ein Tiefenreich. Es ist, als würde man wie die berühmte Alice allmählich hinabsinken und in ein Wunderland eindringen, in Räume, die wie Kontinente heißen, in riesige Lager, die voller Leben sind, bevölkert von Instrumenten, die reiche und zahllose Geschichten erzählen, und urtierartigen Harry Partch-Klangerzeugern, denen man einiges an nächtlichem Eigenleben in dieser riesigen Boite a joujoux zutraut.
Aus allen Räumen klingt Musik, das Proben und Erproben ungeahnter oder gerade erst entdeckter Klänge und Stücke, denn die Musiker nehmen die ursprüngliche Bedeutung von Fabrik – etwas mit den Händen zu erschaffen, machen, fabrizieren – auf spielerische Weise und mit höchster Perfektion ernst. Und nichts erinnert glücklicherweise an das, was uns allzu schnell sonst zu einer Fabrik einfallen würde.
In diesen lichten Katakomben der musikalischen Untergrundtätigkeit sind Komponisten hochwillkommen und kaum je dürften sie sich bei einem Ensemble so gut aufgehoben und gleichzeitig mit immer freundlicher Kritik und Ermutigung unterstützt fühlen. Ensemble Musikfabrik ist schwerlich anders zu beschreiben als eine Gruppe verrückt-begeisterter Höhlenbewohner, die nicht bei der Entdeckung des klassischen Feuers stehen bleiben wollen, sondern wild entschlossen sind einer Kunst zu vertrauen, die sie noch nicht kennen (wie schon vor tausenden Jahren die Künstler der Höhlen von Lascaux), das Unbekannte zu suchen und ihm offen zu begegnen, und dies alles zu erproben und ans Licht zu bringen.
Musikfabrik ist ein Kosmos (das Wort Kosmos bedeutet hier mit besonderem Recht auch Schönheit), sie ist eine gelebte Kultur und Poetik der Vielheit – und ganz im Gegensatz zu Platons Höhle herrschen hier nicht Agonie und Eindimensionalität sondern höchste künstlerische Freiheit und Phantasie.
Blicken wir auf die Kleinigkeit der nächsten 25 Jahre, so werden sich im Untergrund des Mediaparks weitere aufregend-klingende Welten öffnen – denn nicht nur wir freundlich von Euch Aufgenommenen, sondern vor allem Ihr selbst, liebe Musikfabrikanten, seid die endlos-neugierigen Alices in Eurem Wunderland.
Von ganzem Herzen ein großes Danke für Eure Freundschaft, meine besten Wünsche für Eure zukünftigen Entdeckungsreisen hinter den Spiegeln – und auf jeden Fall (das kann man immer brauchen): more cowbell!
(Johannes Schöllhorn, 2016)
Wir danken Dir ganz herzlich, lieber Johannes, für diesen wunderbaren Text und wir hoffen, dass wir mit dir gemeinsam noch viele Wunderwelten entdecken werden!