24. April 2025

„Tribute“ – Eine musikalische Reise zwischen Kontinenten

© Princess Galyani Vadhana Institute of Music Youth Orchestra

Eine Tournee zwischen Bangkok, Witten, Köln und Lübeck mit Studio Musikfabrik, dem Princess Vadhana Institute of Music aus Bangkok und der Musikhochschule Lübeck 

Wenn junge Musiker*innen aus verschiedenen Ländern der Welt zusammenkommen, entsteht ein künstlerischer Dialog, der Grenzen überwindet und Verbindungen schafft. Das Projekt „Tribute“, umfasst die Zusammenarbeit zwischen Studio Musikfabrik, dem Princess Galyani Vadhana Institute of Music Youth Orchestra (PYO), sowie der Musikhochschule Lübeck und vereinte internationale Musiker*innen in einem Austausch zwischen zeitgenössischer Musik, kultureller Neugier und menschlicher Begegnung.

Im Zentrum stand nicht nur die gemeinsame Arbeit an einem umfangreichen Programm mit Werken von Ligeti, Chacon, Kagel und Mack, sowie zwei weiteren kammermusikalischen Programmen, sondern auch das Miteinander – geprägt von Offenheit, Respekt und inspirierendem Zusammenspiel.

Die Reise führte uns von der tropischen Metropole Bangkok über Witten und Köln und für einige von uns bis nach Lübeck. Neben intensiven Proben und Konzerten erlebten wir eindrucksvolle kulturelle Einblicke, spontane Begegnungen, neue Freundschaften – und die Kraft der Musik als verbindendes Element über alle Unterschiede hinweg.

Ein Rückblick auf zwei Wochen, die in vielerlei Hinsicht bewegt haben – musikalisch, menschlich und zwischen den Welten.

Teil I – Bangkok: Ankommen, Proben, Staunen und das erste Konzert 

24. März 2025 – Nach einem 12 stündigen Flug und einem langen Zwischenaufenthalt in Dubai, der mit Jonglieren und Kartenspiel überbrückt wurde, sind wir endlich in Bangkok angekommen. Am Flughafen wurden wir von Mine empfangen und mit dem Busshuttle durch die Stadt in Richtung Hotel gefahren, vorbei an den ersten Eindrücken der thailändischen Metropole. Nach kurzer Akklimatisierung fuhren wir gemeinsam zum Institut, um noch am selben Tag mit den Musiker*innen von Studio Musikfabrik und der Musikhochschule Lübeck unter der Leitung von Peter Veale die anspruchsvollen Stücke zu proben. Schnell waren alle erschöpft, aber gespannt auf die kommenden Tage. Beim gemeinsamen Abendessen ließen wir den Anreisetag ausklingen. 

Die folgenden Tage waren intensiv. Zwischen Proben, ersten kulinarischen Entdeckungen und Spaziergängen durch die dampfenden Straßen Bangkoks lernten wir nicht nur ein neues Land kennen, sondern auch unsere Kolleg*innen vom Princess Galyani Vadhana Institute of Music (PGVIM).

Trotz sprachlicher Unterschiede fanden wir musikalisch sofort einen gemeinsamen Nenner – der Austausch war von Anfang an herzlich, offen und neugierig.

© Princess Galyani Vadhana Institute of Music Youth Orchestra

Durch die individuelle Besetzung in den Programmen, haben die Musiker*innen der drei Institutionen sich in unterschiedlichen Konstellationen zusammengefunden und an groß besetzten Orchesterstücken, sowie kammermusikalischen Werken geprobt.

Ein besonderes Highlight war die erste Begegnung mit dem Khaen, einem traditionellen Instrument, das wie eine Mischung aus Orgel und Mundharmonika klingt. Im Stück von Dieter Mack spielte es eine zentrale Rolle – und faszinierte uns durch seine Klangvielfalt und die Virtuosität des Solisten Patchaya Nantachai.

Natürlich gab es auch Zeit zum Entdecken. Wir besuchten buddhistische Tempel, Kunstmuseen, Straßenmärkte und probierten uns durch die leckere thailändische Küche. Manche suchten Musikgeschäfte auf, um lokale Instrumente zu entdecken. Andere gönnten sich eine traditionelle Thai-Massage – für einige eine fast meditative Erfahrung. Am Abend wurde in der Regel ein Lokal mit der ganzen Gruppe besucht und die probenintensiven Tage ausklingen gelassen.

Am 28. März, der Tag vorm Konzert, bebte plötzlich der Boden. Ein Erdbeben der Stärke 7,3 erschütterte Bangkok – und uns. Während der Proben mussten wir das Gebäude verlassen. In der Mittagshitze warteten wir draußen auf Entwarnung. Am Abend konnten die Proben mit einer Verzögerung im Zeitplan fortgeführt werden – und das mit einer bemerkenswerten Ruhe und Konzentration. Die Musik trug uns durch diesen Tag.

Am Samstag, den 29. März haben wir unser erstes Konzert im Rahmen der Tournee in Bangkok gespielt. Im Konzertsaal des Galyani Vadhana Instituts präsentierten wir unsere Werke – von Ligeti über Mack bis zu Kagel – mit einem besonderen Gefühl der Gemeinschaft und mit der Motivation von Peter Veale, der die Stücke dirigierte.

Samuel (Piano Musikhochschule Lübeck): “Für mich war es das erste Mal, dass ich als Klavierspieler bei einem so großen Projekt mitmachen durfte. Die Stücke waren sehr schwierig, da ich mit neuer Musik nicht so viel Erfahrung hatte. Ehrlicherweise hatte ich anfangs weniger Selbstvertrauen, aber durch die intensiven Proben und die Hilfe von Peter hatte ich immer mehr Spaß und bin im Endeffekt sehr zufrieden mit dem Ergebnis.”

Die Stücke Khaen von Dieter Mack mit Solodarbietung des Khaen Spielers Patchaya Nantachai, sowie das Stück The Enigma of the Mirror in Portraiture von Songklod Nunthakasem – Gewinner des ausgeschriebenen Call for Score Wettbewerbs feierten an diesem Tag Weltpremiere. Das Konzert war gut besucht, das Publikum aufmerksam und berührt. Die Premiere wurde mit einem gemeinsamen Abendessen gefeiert und bald schon hieß es Abschied nehmen von Bangkok. 

Die letzten Stunden in Bangkok verbrachten einige von uns mit einem Spaziergang über den Wang Lang Market, Massagen, zum letzten Mal die authentische thailändische Küche genießen – und einer Mischung aus Wehmut und Dankbarkeit. Die Rückreise am 30. März verlief ruhig. In Dubai trafen wir auf die erste Gruppe des PYO – es wurde geschlafen, gelesen, gesprochen und reflektiert.

© Princess Galyani Vadhana Institute of Music Youth Orchestra

© Princess Galyani Vadhana Institute of Music Youth Orchestra

Teil II – Deutschland: Rückkehr, Resonanz, Reflexion

Zurück in Deutschland, wartete am 31. März zunächst Ruhe. In Witten angekommen, atmeten wir durch – und begannen am nächsten Tag mit neuen Proben. Der Wechsel war spürbar: Von der tropischen Energie Bangkoks in die ruhige Atmosphäre einer westfälischen Kleinstadt. Doch die Musik blieb verbindend. 

Die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dieter Mack war für viele ein Höhepunkt. In Witten, später auch in Köln, arbeitete der Komponist mit uns an seinem Werk – präzise, fordernd, inspirierend. Die Akustik des Saalbaus in Witten stellte uns vor neue Herausforderungen, doch das erste Konzert in Deutschland wurde musikalisch ein Erfolg. Besonders spannend war es, die gleichen Werke in so unterschiedlichen Räumlichkeiten und Stimmungen aufzuführen.

In Köln spielten wir am 03. April ein Kammermusikkonzert an der Hochschule für Musik und Tanz mit Werken von Raven Chacon, John Cage, Piyawat Louilarpprasert und weiteren. Im Anschluss sind wir gemeinsam zur Musikfabrik gelaufen, um dort den Musiker*innen des Instituts die Räumlichkeiten des Ensemble Musikfabrik zu zeigen.

Am Nachmittag  haben wir Möglichkeit bekommen, an einer offenen Probe von zwei Musikerinnen des Ensemble Musikfabrik teilzunehmen. Die thailändischen Musiker*innen sahen zum ersten Mal den Kölner Dom – ein ergreifender Moment, der uns zeigte, wie sehr sich auch die Gäste aus Asien auf diese Reise gefreut hatten.

Das letzte groß besetzte Konzert am 04. April in der Kunststation Sankt Peter vereinte dann alles: Die Architektur, die Akustik, die Musik – und ein Gefühl des Abschieds. Nach dem Stück von Dieter Mack haben Jonathan und Patchaya auf dem Khaen und Xylophon improvisiert, um ein Stück traditionelle thailändische Musik in das Programm einfließen zu lassen. 

Jonathan (Percussion von Studio Musikfabrik): “Ein weiteres Highlight war, dass ich zusammen mit dem Khaenspieler eine kleine Zugabe traditioneller thailändischer Musik darbieten durfte. Von anderen Leuten die Kultur nahegebracht zu bekommen, ist so wundervoll und hat mich auch diesmal wieder sehr erfüllt.”

Isa (Cello von Studio Musikfabrik): “Als wir in der Kunst-Station Sankt Peter ankamen, waren wir von dem schönen Raum und der Akustik beeindruckt. Gut gelaunt, auch wegen des schönen Wetters, hatten wir eine gute Generalprobe und ein feierliches letztes Konzert. Für mich kam hier alle Arbeit zusammen und ich fühlte mich bei diesem Konzert sehr wohl. Dieses Programm mit schöner und interessanter Musik hätte ich gerne noch ein paar Mal gespielt!”

 

Teil III – Lübeck: Zuhause zeigen, Abschied nehmen

Für einen Teil der Gruppe war der letzte Stopp Lübeck. Um 06:30 Uhr hieß es dann für einige von uns: Abfahrt vom Hostel in Köln. Die Musiker*innen, welche in Lübeck wohnten, war es ein Heimspiel und die Möglichkeit, den thailändischen Gästen ihre Stadt zu zeigen. Das Konzert im Kammermusiksaal der Musikhochschule Lübeck wurde der emotionale Schlusspunkt der Tournee. Das Publikum war aufmerksam, der Saal gefüllt, die Stimmung besonders.

Im Anschluss saßen wir alle noch einmal zusammen – mit Lachen und ein wenig Melancholie. Es war spürbar: Diese zwei Wochen haben uns verändert. Nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich.

Giovanna (Violine von Studio Musikfabrik): “Ich bin immer wieder überrascht, wie Musik Menschen verbinden kann, selbst wenn sie Tausende von Kilometern entfernt leben, und ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, die Welt durch Musik zu entdecken.”

Ein Resümee: Musik als Begegnung

Diese Reise hat Spuren hinterlassen. In uns, in unserer Musik, in unseren Begegnungen. Wir haben andere Klangkulturen kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen, Konzerte in verschiedensten Räumen gespielt – und gelernt, wie kostbar der Austausch durch Kunst sein kann.

Haylin (Viola von Studio Musikfabrik): “Es war eine unvergessliche, lehrreiche und bezaubernde Reise. Ich bin sehr dankbar für die Freundschaft, sowohl mit den Musikern als auch mit dem gesamten Team – sei es das PYO, PGVIM oder die Musikfabrik. Es war mir eine große Freude und Ehre, Teil dieses Projekts zu sein.”

Was bleibt? Unvergessliche Eindrücke, ein gestärktes Ensemble – und ein Versprechen: Wir kommen wieder. Vielleicht nicht an denselben Ort, aber mit derselben Offenheit und Neugier.

Gemma (Flöte von Studio Musikfabrik): “Dies war meine erste Erfahrung mit Studio Musikfabrik. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe. Peter ist ein großartiger Lehrer und ein liebenswerter Mensch, immer mit einer konstruktiven und motivierenden Einstellung.”

Danke an alle, die Teil dieser Reise waren – auf der Bühne, hinter den Kulissen, in Bangkok, Witten, Köln und Lübeck.