23. März 2020

New Music Monday #1

Konzertvorbereitungen, gemeinsame Proben, die Atmosphäre bis zum letzten gespielten Ton und natürlich Sie als Publikum zu begeistern – das sind nur einige Dinge, auf die wir als Ensemble in der aktuellen Situation verzichten müssen.

Um Ihnen aber weiterhin regelmäßig Hörgenuss zu verschaffen, veröffentlichen wir hier, in Anlehnung an unsere Montagskonzertreihe, jeden Montag eine neue Aufnahme unseres Onlinelabels. Den Anfang macht Pianist Ulrich Löffler mit Alvin Luciers Nothing is Realab jetzt eine Woche lang online in der “Montagskonserve”!

>>> Zum Download

Alvin Lucier – Nothing is Real (für Klavier, verstärkte Teekanne, Tonbandgerät und Miniatur Sound System)

(Equipment für die Aufführung inkl. selbstgebautem 1-Watt Verstärker mit 9-V-Batterie)

Ulrich Löffler berichtet hier von seiner ersten, unvergesslichen Hörerfahrung des Stücks:
Ich erinnere mich genau ans erste Mal: Essen, Mitte der 1990er. Weder kannte ich den Namen der Interpretin, noch welche Musik sie überhaupt spielte, eine einfache, seltsam vertraute Musik, Melodiefragmente auf den verschiedenen Lagen des Klaviers, dazu wundervoll klingende Pausen…
Nach einiger Zeit verlässt die Interpretin das Klavier und zaubert die soeben gehörte Musik aus einem Teekesselchen. Sie verändert den Klang indem sie den Deckel mal halb, mal weit öffnet, sie hebt und senkt das Teekesselchen, der Klang verschwindet und kommt zurück. Ich war völlig gefesselt vom Zauber dieser „Teezeremonie“ und immer wieder dachte ich ganz leise „Mensch, das kenn ich doch“…

 

Auszug aus der Partitur:

Set-Up
Geben Sie den Miniaturlautsprecher an den Boden der Innenseite der Teekanne.
Verlegen Sie das Kabel vom Lautsprecher zum Verstärker.
Verlegen Sie den Ausgang des Rekorders zum Eingang des Verstärkers.
Schließen Sie das Mikrofon an den Rekorder an.
Verstärken Sie die Teekanne mit einem Paar dicht beieinander liegender Mikrofone.

Aufführung
Spielen Sie die melodischen Fragmente des Liedes der Reihe nach ab, wobei Sie das Haltepedal durchgehend gedrückt halten. Lassen Sie die durch die gehaltenen Noten gebildeten Cluster 5 bis 10 Sekunden oder länger erklingen.
Nehmen Sie die Darbietung auf.
Nachdem das letzte Fragment gespielt wurde, blenden Sie das Band aus und spulen Sie es zurück.  Spielen Sie es in die Teekanne zurück.  Von Zeit zu Zeit, wenn die Fragmente und ihre Cluster erklingen, heben und senken Sie den Deckel der Kanne, verändern Sie die Resonanzen und erweitern Sie die melodischen Fragmente mit Resonanztönen, die in Klammern notiert sind.  Das Heben und Senken des Teekannen-Deckels folgt in etwa der Kontur der Resonanztonmelodien.  In Situationen, in denen keine Resonanztöne erzeugt werden, werden einfach die Anweisungen zum Öffnen und Schließen des Deckels angegeben. Die Rhythmen sind frei.
Nehmen Sie die Kanne ein- oder zweimal während der Aufführung auf, halten Sie sie über die Oberfläche, auf der sie steht, und stellen Sie sie dann sanft wieder hin, so dass die Resonanz verschwindet und wieder zum Vorschein kommt.