1. Februar 2012

Im Gespräch mit Peter Veale

Die „montagsKonzerte in der musikFabrik“ gehen am 6. Februar in die vierte Runde. Welche Idee steckt hinter dieser neuen Veranstaltungsreihe?
Zunächst muss ich sagen, dass ich diese Reihe für ein tolles Angebot halte. Es gibt uns Musikern die Möglichkeit, einem Konzert eine ganz persönliche Note zu geben. Das macht die neue Konzertreihe sehr besonders. Auf diese Weise kann man jeden Solisten mal von einer anderen Seite erleben.

Du bist Kurator dieses Konzerts. Wie bist Du an die Programmplanung herangegangen? Welche Werke durften dabei aus Deiner Sicht nicht fehlen?
Ich habe mir überlegt, in welcher Kammermusikbesetzung ich am liebsten spiele. Ich stellte dabei fest, dass ich sehr oft in der Besetzung Oboe und Streicher spiele. Lange Zeit hatte ich beispielsweise ein festes Oboen-Quartett (Oboe + 3 Streicher). Ich kenne das Repertoire für diese Besetzung sehr gut und finde es nach wie vor sehr reizvoll. Klar, fallen dabei auch die klassischen Quartette, wie etwa die von Mozart oder Britten, darunter. Aber gerade in den letzten Jahren entstanden Stücke für eine ganz andere, interessante Besetzung: Geige, Bratsche und Kontrabass. Dadurch erschließen sich besonders neue Klangzusammenstellungen. Es gibt zwei Schlüsselwerke in diesem Konzert. Einmal das Quartett von Isang Yun: Leider konnte Yun sein Werk nie auf der Bühne hören. Er schrieb es kurz vor seinem Tod. Die Komposition finde ich deshalb sehr bewegend. Das zweite zentrale Stück ist von Liza Lim. Es ist ein Werk für die Besetzung Oboe, Bratsche, Cello und Kontrabass.

Konnten Deine Musikerkollegen bei der Programmgestaltung mitentscheiden?
Ich habe meinen Kollegen einen Vorschlag unterbreitet und bat um weitere Ideen. So kam es, dass wir auch ein Werk von Younghi Pagh-Paan hinzugenommen haben. Es verleiht dem Programm dadurch eine besondere Ost-West-Thematik. Ich fand es sehr schön, dass die Kollegen Ideen einbrachten, mit denen man das Programm zusätzlich ergänzen konnte.

Wie wird die Probenarbeit aussehen? Gibt es hierbei Besonderheiten?
Wir proben bereits seit einigen Tagen und es läuft prima! Eine Besonderheit ist zum Beispiel, dass Dirk Wietheger das Werk von Isang Yun bereits kannte. Das vereinfacht die Probenarbeit. Aber auch die anderen, die diese Werke bisher noch nie aufgeführt haben, bringen sich mit Vorschlägen zur Interpretation ein. Es ist eine sehr gute Zusammenarbeit, die alle interpretatorischen Ansätze zulässt. Wir kommen gut voran!

Es gibt eine Uraufführung von Gwyn Pritchard für Oboe solo. Welche Beziehung hast Du zu diesem Werk und seinem Komponisten?
Ich lernte Gwyn Pritchard vor ca. fünf Jahren in Weimar bei einem Festival kennen, wo ich einige Solo-Werke für Oboe aufgeführte. Er hat mir einige seine Kompositionen gezeigt, und mir ein Werk für Solo-Oboe mitgegeben. Es war ein sehr komplexes Stück, das bisher nur ein Musiker aufgeführt hatte und hat mir gleich auf Anhieb gefallen. Ich brachte es zwei Monate später in Peking und nach einem halben Jahr in Leeds zur Aufführung. In Leeds war auch Pritchard anwesend. Das tolle war, dass ihn dieses Konzert auf eine weitere Idee brachte. Er verriet mir jedoch noch nicht, was es war. Erst ein halbes Jahr später sollte ich es erfahren… er schickte mir einen Entwurf für neues Oboen-Stück zu.

Kannst Du etwas über das Werk erzählen?
Ich konnte mir das Solostück sehr gut für das Programm des Montagskonzerts vorstellen, weil es einen Gegensatz zu Rebecca Saunders’ Werk darstellt. Das Duo für Oboe und Violine von Saunders ist sehr leise und still, aber auch sehr langsam. Das Werk von Pritchard ist sehr kurz, sehr schnell und sehr virtuos. Aber auch im Zusammenhang mit den restlichen Werken, finde ich, fügt sich Gwyn Pritchards  Komposition sehr gut in das Gesamtprogramm. Capriccio Fluido spielt mit klanglichen und mikrotonalen Trillern, es ist ein ständiges Flimmern, ein auf- und abgehen auf höchst virtuose Weise.

Wie viele Werke für Oboe solo hast Du bereits uraufgeführt?
Inzwischen müssten es über 50 sein.