“Gezeichnete Wesen – Gezeichnete Klänge” lautet das neue, interdisziplinäre Thema des fünften montagsKonzerts. Kurator ist diesmal der Trompeter des
Ensemble musikFabrik: Marco Blaauw. Das Konzertprogramm beschreitet er allerdings nicht alleine. Mit dem Künstler Florian Martens geht Marco Blaauw erstmalig ein Bündnis ein, das Musik nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar macht. Lesen Sie hier mehr über die Zusammenarbeit der beiden für das Montagskonzert am 26.3.
Wie habt ihr Euch kennengelernt? Habt ihr schon einmal zusammen einen solchen Abend gestaltet?
Florian Martens: Kennengelernt haben wir uns über die gemeinsame Arbeit bei Stollsteiner art&business. Das war in 2004 und wir sind uns im Rahmen einer Führungskräftetagung das erste Mal begegnet, als wir gemeinsam mit Mariott Stollsteiner das Programm der Tagung gestalteten. Da ich mich schon lange für die Neue Musik begeistere, habe ich Marco dann ein halbes Jahr später eingeladen, eine Ausstellungseröffnung musikalisch zu gestalten. Dort gab es dann eine Klangimprovisation mit Trompete in einer Rauminstallation. Seit dieser Zeit bin ich, so oft ich kann, Zuhörer bei Konzerten des Ensemble musikFabrik in Köln.
Marco Blaauw: Für ein Konzert arbeiten wir jedoch erstmalig zusammen.
Marco, welche Verbindung siehst Du zwischen Florians Kunst und Deiner Musikauswahl für das Programm?
Trompete ist ein Melodie-Instrument: Mit allen Klangmitteln, die ich zur Verfügung habe, zeichne ich klingende Linien. Florian präsentiert in seiner Ausstellung mit vielen kurzen Strichen Rhythmen und Formen. Daraus kann der Betrachter seine eigenen Linien lesen und entdecken… Dass die Striche und Linien auch noch interessant klingen, ist ein schöner Nebeneffekt. Eines der Merkmale der Neue Musik ist, dass der instrumentale Klang mit Geräuschen und der Stille gleichgestellt wird. Florians Zeichnungen werden wir wunderbar in unsere Klangwelt einbetten können.
Zum Programm: Ich arbeite zur Zeit an einer neuen CD mit dem Titel „Angels“. Diese archetypischen Wesen zwischen Himmel und Erde haben mich immer fasziniert. Engel werden oft mit einer Trompete abgebildet – das allein macht mich noch mehr neugierig! Ich habe inzwischen einige Werke gesammelt, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen. Die Komponisten schildern abstrakte Klänge und Melodien, die fast wie akustische Reste die Anwesenheit von undefinierbaren Zwischenwesen, wie etwa Engeln, vermuten lassen. Florians Ausstellung spricht zwar für sich, man kann sie aber auch als Resultat oder Rest, der Auseinandersetzung mit „gezeichneten Wesen“ sehen. Abstraktionen führten zu den Grafiken, die beim Montagskonzert zu sehen sind. Und diese bieten wie die Musik viel Raum für unsere Imagination…
Roman Haubenstock-Ramati zeichnet eine Partitur, die zum Klingen gebracht wird.
Agata Zubel spricht von einem „Wounded Angel”: Mit fremden Trompetenklängen, die eine unvorstellbare Melodie bilden, nagt Zubel an der Idee, dass Engel perfekte und heile Wesen sind.
Das Werk “Songs from Rhiannon”: Die Klänge von fünf Muschelhörner lassen Differenztöne im Raum schweben.
Die Performance “Gezeichnet Klänge”: Florians Zeichnen integriert sich in das instrumentale Spiel.
In Liza Lims „Wild winged-one“ hören wir die Hauptfigur aus ihrer Oper “The Navigator”, einem “Engel der Geschichte”, der unsere Zeit rückwärts erlebt und so Zeuge wird vom Leid der Menschen und ihren Grausamkeiten.
2003 übersetzte Martijn Padding in seinem Werk “23 sentences & autograph” meine eigene Biografie in klingende Töne. Im Februar 2012 trafen wir uns, um dieses Werk für meine Solo-CD zu vollenden. Beim Korrigieren der Partitur entdeckte er zufällig an seiner Pinwand eine Postkarte, auf der ein Engel mit einer Trompete zu sehen war. Er realisierte dabei, dass diese Postkarte bereits seit Beginn unserer Zusammenarbeit dort hing und seine Arbeit über 10 Jahre begleitete.
Florian, welche Verbindung siehst Du zwischen Marcos Musik des Programms und Deiner Kunst?
Ein bedeutendes Gestaltungsmittel in der Musik sind die Zwischenräume. Zwischenräume, die sich in Tonhöhen zeigen, aber auch in den Pausen zwischen den Klängen. Gerade die Pausen mit ihrer Möglichkeit die vorgelagerten Klänge zu „unterstreichen“, haben es mir schon lange angetan. Zwischenräume sind auch ein ganz wesentlicher Bestandteil meiner beim Ensemble musikFabrik zu sehenden Arbeiten. Beim Betrachten der Zeichnungen, wie auch beim Hören der Klänge entsteht für mich immer wieder die Frage, welcher Teil der Gestaltung eigentlich bedeutender ist, der Sichtbare/Hörbare oder der Leerraum, die Pause.
Welche Chancen bietet eine solche Zusammenarbeit?
Marco Blaauw: Visuelle Impulse erweitern das Hören, Klänge öffnen den Blick.
Florian Martens: Genau. Da liegt der Wunsch, was das Publikum betrifft. Für mich ist das schon in der Vorbereitung eingetreten, ich sehe und „höre“ meine Zeichnungen anders und ebenso geht es mir mit der Musik.
Könnt Ihr jeweils aus der Sicht des Musikers bzw. Malers/Zeichners etwas zu Eurer Performance sagen? Was darf das Publikum erwarten?
Florian Martens: Als Zeichner bin ich als Person für mein Ausstellungspublikum normalerweise nicht sichtbar, ebenso entstehen und vergehen die Klänge meiner Tätigkeit im Atelier. Während des Konzertes wird alles das sicht- und hörbar.
Marco Blaauw: Nicht selten stören Erwartungen die Wahrnehmung. Unsere Begegnungen haben uns immer bereichert und Spaß gemacht. Das wird sich hoffentlich auf den Besucher übertragen.
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montagsKonzerte in der musikFabrik
26. März 2012 | 20.00 Uhr
Im Mediapark 7 | Studio des Ensemble musikFabrik
Gezeichnete Wesen – Gezeichnete Klänge
Roman Haubenstock-Ramati | Multiple 6 (1965)
für Blechblasinstrument und Streichinstrument ad lib.
Martijn Padding | 23 sentences & autograph (2002)
für Doppeltrichter-Trompete solo
Rebecca Saunders | Neither (2011)
für zwei Doppeltrichter-Trompeten
Agata Zubel | Wounded Angel (2012)
für Doppeltrichter-Trompete solo
Marco Blaauw | aus: “Songs from Rhiannon” (2012)
für fünf Muschelhörner
Liza Lim | Wild winged-one (2007)
für Kornett solo
Im Lichthof: Ausstellung zum Konzert und
Live-Performance “Gezeichnete Klänge” von Florian Martens
Marco Blaauw | Doppletrichter-Trompete
Markus Schwind | Doppeltrichter-Trompete
Christine Chapman | Muschelhorn
Melvyn Poore | Muschelhorn
Bruce Collings | Muschelhorn
Axel Porath | Viola
Dirk Rothbrust | Schlagzeug
Florian Martens | Ausstellung und
Live-Performance
Kurator des Konzerts ist Marco Blaauw.