„Ich habe eine große Vorliebe für Liegengebliebenes und Zweitplatziertes. Dinge, auch Klänge oder Musiken, die es schon mal gab, die es aber wert sind, sie sich noch einmal anzuschauen und näher für die Gegenwart zu untersuchen. Patina kann auch etwas sehr Schönes und – wenn es gut geht – sogar Lebendiges sein. Für mich sind das einerseits oft ‚unterbelichtete‘ Instrumente (ob klappernde und beinahe verschrottete Tárogátos, auf dem Flohmarkt gefundene Synthesizer oder eine, wie in diesem Stück, singende Säge) und andererseits aus der Mode gekommene Gattungen. „Arien / Zitronen“ etwa ist vielleicht so etwas wie eine Sammlung von Konzertarien zu Opern, die es noch nicht gibt. Ich kann dort imaginierte Figuren kurz aufblitzen lassen und Charaktere skizzieren. Eine arg gebeutelte Mignon wird es dort vermutlich geben, vielleicht auch ein blaues Raumschiff oder einen hölzernen Minister. Auf jeden Fall aber eine sehr traurige Marionette, einen ‚Mad Doctor‘, ein singendes Riesengebiss sowie eine irrlichternde Gestalt mit offensichtlichem Drogenproblem.“
+++ Im Rahmen des 59. Konzerts der Reihe Musikfabrik im WDR am 22. August wird Gordon Kampes „Arien/Zitronen“ 2016 von Ensemble Musikfabrik uraufgeführt. +++