Heute, am 18. September 2018 jährt sich Mauricio Kagels Todestag zum 10. Mal. Wir gedenken daran mit einem Konzert in der Kölner Philharmonie.
Meine lebhafteste Erinnerung an Mauricio Kagel ist von der Aufnahme zur CD “Playback Play” von 1997. Jeder von uns hatte eine dreistündige Aufnahme mit Kagel ganz alleine in einem sehr trockenen Studio des WDRs.
Kagel hatte sich geweigert uns vorher Noten zu geben und verlangte, dass wir relativ einfache Melodien mit drei oder vier Notenlinien (statt fünf) vom Blatt spielen. Das entpuppte sich als sehr schwer.
Einmal habe ich einen Dämpfer benutzt der sehr hoch war, ungefähr ein 1/4 Ton. Dabei habe ich meinen Stimmzug ausgezogen, damit es stimmte. Nach einigen andere Takes ohne Dämpfer habe ich festgestellt, dass ich vergessen hatte, meinen Stimmzug wieder herein zu schieben. Ich hatte also zu tief gespielt. Ich wies Kagel darauf hin und er sagte: „Das macht nichts, wir haben technische Mittel.”
Wir mussten auch Tonleitern in verschiedenen Tempi spielen. Kagel hat uns beim Üben aufgenommen, da wo wir Fehler machten und aufhörten. Diese hat er dann auf der CD verwendet!
Irgendwann musste ich eine grottenschlechte Dorfkapelle aus Süd-Amerika über Kopfhörer anhören und versuchen sie zu imitieren. Jedes Mal sagte Kagel: “Das ist viel zu gut. Sie müssen viel schlechter spielen.” Nach unzähligen Takes war er endlich zufrieden. Genau diese absichtlich schlechten Aufnahmen wurden für den großen Musikfabik-Auftritt auf der CD verwendet, da wo der Moderator sagt „Ladies and Gentleman, Musikfabrik”. Großartig!
Bruce Collings, Posaune