Christine Chapman – Hornistin des Ensemble musikFabrik – kuratiert das kommende „montagsKonzerte in der musikFabrik“ am 04.06.2012.
Im folgenden Text hat sie uns einen Einblick gegeben, wie sie auf den Titel „Floskeln und andere Redeblumen“ gekommen ist, und wie sie den Titel mit den Stücken verbindet.
Der Titel kam nach der Auswahl der Stücke. Die Zusammenstellung von Dufay mit Scelsi, Haas, Messiaen und Lim scheint vielleicht zuerst fehl am Platz zu sein. Ich möchte mit dem Programm die Nuancen und Einflüsse von unseren – meinen Blechkameraden und mir – verschiedenen Sprachen (Achterhoeks Niederländisch, Mid-Western und “Minnesotian” Amerikanisch und Hampshire Britisch) auf unseren persönlichen, musikalischen Ausdruck und Zusammenspiel hervorbringen.
Dufays „Missa Se la face ay pale“ für vier Stimmen ist ein Werk, das wir „Blechies“ oft über die Jahre gerne miteinander privat gespielt haben. Das Werk musste unbedingt für mich im Programm sein. Die anderen Werke von Haas, Scelsi, Messiaen und Lim sind wunderbare Stücke, die in meinem Programm durch ihre Mikrotonalität verbunden sind. Aber was verbindet alle diese Werke miteinander und was hat es zu tun mit unsere verschiedenen Akzenten oder Dialekten?
Der Zusammenhang zwischen Sprache und Musik ist natürlich überhaupt keine neue Idee. Der evolutionäre Prozess des Menschen zum aufrechten Gang war der Zündstoff zur Weiterentwicklung des Larynx (Kehlkopf) und der Stimmbänder – folglich unserer vokalen Äußerungen. Im gleichen Zeitraum wird auch vermutet, dass im „neuen“ zweifüßigen Gang die Wurzel der menschlichen Empfindung für Rhythmus entstanden ist. Sprache, Gesang und Musik werden von vielen Wissenschaftlern als Urmerkmal und Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren unserer Erde bezeichnet.
Ich liebe die kulturtypischen Unterschiede und Merkmale von den Sprachen meiner Kollegen! Deshalb habe ich auch gesprochene Texte in das Programm gesetzt.
Die Auswahl der Texte habe ich meinen Kollegen, die im Programm mitwirken (Marco Blaauw | Trompete, Bruce Collings | Posaune, Melvyn Poore | Tuba), überlassen – ich habe sie nur gebeten, sie in der eigenen Muttersprache vorzutragen. Ich bin überzeugt davon, dass man genau diese sprachlichen Unterschiede hört, wenn wir solistisch oder kammermusikalisch miteinander spielen. Akzente und Dialekte werden innerhalb einer Sprache durch verschiedene Beugungen, den Tonfall und das Versmaß erzeugt – eben Mikrotonalität und Rhythmus.
Die Schönheit von Prosa und Poesie ist genau wie diese innere Musik, die wir spüren beim Zuhören – farbenreich und duftend. Mit meinem Programm möchte ich dem Publikum ein Bouquet von unterschiedlichen Tonalitäten, Klängen und Farben präsentieren – einen Strauß voller „Floskeln und andere Redeblumen“.