Ich habe mich schon vielen Arten von Geräuschen gewidmet und diese mit klassischem Instrumentarium spielbar gemacht. Für den differenzierten Sprachklang der menschlichen Stimme sah ich bisher aber noch keine Perspektive.
Das Instrumentarium von Harry Partch gibt mir diese Möglichkeit, denn genau dieser Wunsch, dem Klang der Sprache nahe zu kommen, war mit eine seiner Motivationen, eigene neue Instrumente mit viel feineren Tonstufen zu entwickeln.
„I discovered that speech itself had a natural rhythm; natural because the words were not forced into a preconceived pattern. In this music the words flow just as the flow in speech. I have a good tonal memory and can recall days later the exact inflection someone used in a phrase. That phrase and inflection become the melodic basis for my harmony.“ (Harry Partch – quoted in the Milwaukee Journal, 2.11.45 from CD-booklett Enclosure – 2)
Hört man Partchs eigene Sprechstimme mit ihrem großen Umfang und starken melodischen Duktus, dann wird sein Anliegen sofort klar. So liegt es nahe, auch Sprachaufnahmen von seiner Stimme zu bearbeiten neben einer anderen Sprachaufnahme, die wegen ihres starken authentischen Charakters für mich wie ein „object trouvée“ ist. Es geht mir darum, den Charakter und das Besondere von diesen gefundenen Sprachmomenten herauszuholen. Das ist möglich, indem Sprechduktus und Melodie losgelöst vom Text nun durch Instrumente wiedergegeben wird und so der musikalische Anteil in den Vordergrund rückt. Durch das Aufeinandertreffen von Original und „zu Musik gewordenem“ entsteht ein wunderbarer Zwischenraum, der mich künstlerisch fordert.
C.B. 11.5.2014
Carola Bauckholts „Voices for Harry Partch“ ist am 11. Oktober 2015 in der Konzertreihe „Musikfabrik im WDR“ im Funkhaus des WDR in Köln zu hören.