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Rebecca Saunders – whispers (2023) Uraufführung
für Violine solo

Enno Poppe – Zwei Blätter (2023) Uraufführung
für Violine solo

Joseph Andrew Lake – The Visit (2023) Uraufführung
für Violine und Radio

Georges Aperghis – Blumen für Uli (2023) Uraufführung
für Violine solo

Lisa Streich – WUNDER (2023) Uraufführung
für Violine am Klavier

Helge Sten – Thought Forms (2021) Uraufführung
für E-Violine mit Roland Echo und Zuspiel

Bethan Morgan-Williams – Ffarwel i Uli (2023) Uraufführung
für Violine und Moogerfooger

Hannah Weirich, Violine, E-Violine
Lea Letzel, Raum und Licht
Paul Jeukendrup, Klangregie

Was passiert mit einem Duo, wenn einer stirbt?

Von Anfang an haben Uli und ich oft im Duo gespielt, aber es brauchte den Raum und die Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, um endlich ein konkretes gemeinsames Projekt zu entwickeln. 

So entstand 2020 „Zurück in der Zukunft – Neue Werke für Violine und analoge Keyboards“, unser absolutes Herzensprojekt mit sechs Kompositionsaufträgen für unser Duo.

2021 spielten wir die ersten beiden Konzerte mit den Uraufführungen von tanzen! von Gordon Kampe für E-Geige, Hohner Clavinet, Philicorda GM 754 und Hohner String Melody II beim Festival „Raumklänge“ in Stommeln und Microstories about Tenderness von Dariya Maminova für E-Geige und Minimoog bei den Funkhauskonzerten im WDR Köln, im Februar 2022 die Uraufführung von Fail again von Milica Djordjevic für E-Geige und Yamaha YC-45d Combo Orgel bei ECLAT in Stuttgart.

Ende April 2022 wurde bei Uli Krebs diagnostiziert, aber er trat dieser Krankheit mit großem Optimismus und aller Kraft entgegen. Das nächste Konzert mit der Uraufführung von DJ Silver-Top von Atac Sezer für für Violine, Fender Rhodes Piano, Synthesizer und Vocoder hätte im August bei den Sommerlichen Musiktagen in Hitzacker stattfinden sollen, wir mußten uns aber irgendwann eingestehen, daß es nicht mehr möglich war.

Zurück in der Zukunft kann für mich ohne Uli nicht weitergehen.

Ich bin der Kunststiftung NRW, der Ernst von Siemens Musikstiftung und dem Musikfonds sehr dankbar, daß sie meinem Vorschlag zugestimmt haben, unser Duoprojekt in ein Konzert zu Ulis erstem Todestag umzuwandeln.

Thought forms hatte Helge Sten ursprünglich für „Zurück in der Zukunft“ komponiert. Nun hat er aus dem Keyboardpart ein Band produziert, damit ich das Duo alleine uraufführen kann. Obwohl ich es mir anders gewünscht hätte, spiele ich es jetzt eben nicht mit sondern für Uli.

„Here, there and everywhere“ ist ein Abend mit neuen Werken von Komponist:innen, die Uli und mir eng verbunden sind. Ich binRebecca Saunders, Enno Poppe, Joseph Andrew Lake, Georges Aperghis, Lisa Streich, Bethan Morgan-Williams und Helge Sten unendlich dankbar für ihre wunderbaren Stücke.

Auch wenn Uli nicht mehr mitspielen kann, ist er doch „Here, there and everywhere“.

Hannah Weirich, August 2023

Texte

Rebecca Saunders – whispers

violin solo

For Hannah

In fondest memory of Uli

whispers, n.:

susurrus, voicelessness, murmuring utterances

Air, whit, spark, breath, glimmer, touch and trace.

RS

Enno Poppe – Zwei Blätter

für Violine solo

für Hannah, in Erinnerung an Uli

Joseph Andrew Lake – The Visit

for violin and radio

Dedicated to Hannah Weirich and the memory of Ulrich Löffler

The Visit reflects on the ways the dead visit us — in dreams,
memories, people and spaces that remind us of their absence, and recordings.

The piece an interpretation of the opening and closing passages of Uli’s part from the Concerto for prepared piano and large
ensemble I wrote for him in 2017.  Uli accompanies Hannah on the piano via rehearsal recordings of this piece from February 2021. You will hear him speaking on one of these recordings. 

Joseph Andrew Lake

Georges Aperghis – Blumen für Uli

pour Hannah

Lisa Streich – WUNDER

for violin solo at the piano 

dedicated to Hannah & Uli

Helge Sten – Thought Forms

„Three general principles underlie the production of all thought-forms :

1. Quality of thought determines colour.
2. Nature of thought determines form.
3. Definiteness of thought determines clearness of outline.“

Aus: Annie Besant and Charles W. Leadbeater, Thought Forms

Bethan Morgan-Williams – Ffarwel i Uli

for violin and moogerfooger

to Hannah, with love 

The title „Ffarwel i Uli“ embodies a bittersweet farewell to our dear Uli. The piece carries an enigmatic quality through its
cyclic structure that remais elusive, much like a jigsaw puzzle with pieces that never fully reveal their whole picture.

The composition opens with poignant news bulletins, representing the announcement of Uli’s passing, and the echoes of sighs from mourners, resonating with the grief of thos left behind. Buth this piece is not a solemn elegy. Rather, it serves as a heartfelt, musical embrace, reminding us to cherish the memory of Uli, his spark, and the joy he brought to our lives.

Bethan Morgan-Williams

Zurzeit sind zwei Musikerinnen von Studio Musikfabrik, das Jugendensemble für Neue Musik des Landesmusikrats NRW, zusammen mit Peter Veale wieder in Bangkok beim Princess Galyani Vadhana Institute of Music zu Gast. Das jährlich stattfindende internationale Symposium feiert in diesem Jahr sein 10jähriges Bestehen. Studio Musikfabrik ist regelmäßig vor Ort und wir blicken auf viele horizonterweiternde musikalische Begegnungen zurück.

Zeitgleich wurden Aufnahmen veröffentlicht, die beim letzten Besuch von Studio Musikfabrik produziert wurden: Im Februar 2023 wurden vier Call-for-Score Werke unter der Leitung von Peter Veale aufgenommen. Auf Youtube findet sich die komplette Playlist mit herausragenden Kompositionen der vergangenen Jahre.

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John CageThe Perilous Night (1944)
für präpariertes Klavier

Benjamin Kobler, Klavier

Janet Sinica, Video/Bearbeitung
Jan Böyng, Bearbeitung
Julius Gass, Tonaufnahme/Mischung

Es handelt sich um eine Komposition in sechs unbetitelten Sätzen. Sie entstand in einer Phase in Cages Leben, die von Verwirrung und Traurigkeit geprägt war, was zum großen Teil auf die bevorstehende Trennung von seiner Frau Xenia zurückzuführen war. Der Titel stammt aus einer Sammlung von irischen Volksmärchen. Die Musik erzählt von den Gefahren der erotischen Liebe, vom Elend der Menschen, die sich trennen, und von der Einsamkeit und dem Schrecken, den man erleben kann, wenn die Liebe unglücklich wird. Der Klaviersatz ist mäßig ausgearbeitet und jeder der sechs Sätze des Werks hat eine andere rhythmische Struktur.

Werkkommentar John Cage Trust

Die rhythmische Struktur der einzelnen Sätzen drückt sich in der Länge der Phrasen aus. John Cage hat sich bei jedem einzelnen Satz entschieden, wie viele Takte eine Phrase dauert, und diese Länge dann konsequent den gesamten Satz beibehalten. In den Noten erkennt man das Ende einer Phrase immer an einem Doppelstrich an Stelle eines einfachen Taktstrichs. Dies gesagt besteht der erste Satz aus 10 Phrasen zu jeweils 10 Takten, der zweite Satz aus 6 Phrasen zu jeweils 6 Takten, der dritte aus 12 Phrasen zu jeweils 12 Takten usw.
Bei jeder Wieder-Begegnung mit Cages Stücken für präpariertes Klavier bin ich von Neuem fasziniert von der exotischen Klangwelt, die durch verhältnismäßig einfache Mittel erreicht wird. Dabei finde ich wunderbar, dass durch die eigentlich pragmatische Idee die Klänge eines Schlagzeugensembles durch die Präparierung des Flügels mittels Radiergummis, Fensterisolierklebeband, Muttern, Metallschrauben und Holzdübel zu imitieren, das klangliche Fenster so weit in Richtung Mikrotonalität geöffnet wird.

Benjamin Kobler

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Riccardo Nova Mahābhārata (Mantras, Fights and Threnody) (2019-21)
für karnatische Musiker*innen, Ensemble und Elektronik
Auftragswerk der Philharmonie Essen
Varijashree Venugopal, Stimme und indische Flöte
BC Manjunath, Mridangam
Guru Prasanna, Canjira
Ensemble Musikfabrik
Peter Rundel, Dirigent
Paul Jeukendrup, Klangregie

Janet Sinica, Video/Schnitt
Riccardo Nova, Tonbearbeitung
Julius Gass, Aufnahmeleitung
Liveaufnahme vom NOW! Festival/Philharmonie Essen im Oktober 2022

Ensemble Musikfabrik

Helen Bledsoe, flute, alto flute, bass flute, piccolo, Indian flute
Peter Veale, oboe, English horn
Carl Rosman, clarinet, bass clarinet
Joshua Hyde, alto-/sopr-sax
James Aylward, bassoon
Christine Chapman, horn, shell horn
Marco Blaauw, trumpet, natural trumpet, shell horn
Bruce Collings, trombone
Maxime Morel, tuba
Benjamin Kobler, Marlies Debacker, piano/keyboard
Dirk Rothbrust, Michael Weilacher, percussion
Hannah Weirich, violin
Sara Cubarsi, violin, viola d’amore
Axel Porath, viola
Dirk Wietheger, violoncello
Florentin Ginot, double bass

Thomas Fichter, director Ensemble Musikfabrik
Michael Bölter, project management Ensemble Musikfabrik

The research for Mahābhārata was supported by FIND (FAD) and by KAMA production.

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John CageImaginary Landscape No. 1 (1939)

Ensemble Musikfabrik
Melvyn Poore
Benjamin Kobler
Dirk Rothbrust
Sara Cubarsi

Janet Sinica, video/editing
Jan Böyng, editing
NDR, audio recording/editing

recorded live at Elbphilharmonie Hamburg / NDR das neue werk 2022

Mit tiefer Trauer geben wir vom Ensemble Musikfabrik bekannt, dass Ulrich Löffler am Dienstag, den 30. August, nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist. Uli war eines unserer Gründungsmitglieder und langjähriger Vorsitzender unseres Vereinsvorstandes. Er war ein großartiger Kollege, der für unser Ensemble in vielerlei Hinsicht von grundlegender Bedeutung war – ein wesentlicher Bestandteil der DNA der Musikfabrik. Er war nicht nur ein wunderbar ausdrucksstarker Musiker, der bei so vielen unserer prägenden Projekte auf den Bühnen der Welt für Funk und Groove sorgte, sondern auch ein zuverlässiger Kollege, der bereit war, bei wichtigen Veränderungen in unserer oft turbulenten Geschichte Verantwortung zu übernehmen.

Sein Talent an den Tasten war legendär und wird uns sehr fehlen. Ob er Schumann, Bach oder Mozart auf einem Steinway spielte, Partch auf einem Chromelodeon oder Zappa am Minimoog, Hohner Clavinet E7 oder Fender Rhodes, seine emotionale und physische Präsenz hat sie alle gerockt. Die Uraufführung der Gesamtfassung von Wolfgang Rihms monumentalem Chiffre-Zyklus wurde von Ulis kraftvollen, rauschenden Interpretationen angeführt. Seine einnehmenden Interpretationen und seine warmherzige Persönlichkeit ließen einzigartige Beziehungen und Kooperationen mit KomponistInnen wie Helmut Lachenmann, Mauricio Kagel, Nicholas A. Huber, Enno Poppe und Rebecca Saunders entstehen. Uli war auch großzügig mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten. Es war ihm ein Herzensanliegen, Komponist*innen in die weite Welt der analogen Synthesizer aus den 70er und 80er Jahren einzuweihen und sie zu inspirieren, diese einzigartigen Klänge in die Sprache der zeitgenössischen Musik zu integrieren.

Wir werden Ulis unbändige Energie, seine Integrität, seine Liebe zu gutem Whisky, seinen scharfsinnigen Humor und sein herzhaftes Lachen in Ehren halten. Er forderte uns ständig heraus und spornte uns an, weiter zu gestalten und uns als Gruppe weiterzuentwickeln. Er ist aus dem Ensemble nicht fortzudenken. Er hätte jedoch sicherlich wenig Nachsicht, wenn wir in unseren Bemühungen nachlassen würden, die Musik, die ihm am Herzen lag, in die Herzen der anderen zu bringen. Unsere Gedanken und unsere Liebe gelten seinen Freunden und seiner Familie, insbesondere seiner geliebten Frau, unserer lieben Kollegin Hannah, seinen beiden Söhnen und seinem Enkel.

Die Musikerinnen und Musiker des Ensemble Musikfabrik

Ulrich Löffler
© Janet Sinica
© Klaus Rudolph
Ulrich Löffler
© Janet Sinica
© Astrid Ackermann
© Klaus Rudolph
Ulrich Löffler
© Astrid Ackermann
© Klaus Rudolph
© Klaus Rudolph
Ulrich Löffler
© Janet Sinica
Ulrich Löffler
© Janet Sinica
Ulrich Löffler © Thomas Fichter
Ulrich Löffler © Thomas Fichter
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Melvyn Poore © Paul Leclaire

Was, wenn Du in einer Musikkapelle der Heilsarmee Hymnen spielst, sobald Du ein Instrument in der Hand halten kannst – und es nie wieder weglegst?

Was, wenn Du keine Tuba studierst – aber trotzdem ein professioneller Tuba-Spieler wirst?

Was, wenn Du Dein Repertoire erweitern willst – aber nur mit Musik, die noch nie zuvor gehört wurde?

Was, wenn Du ein Komponist, ein Improvisator, ein Experte für elektronische Musik bist – und all das in die Tuba packen willst?

Was, wenn Du Teil der britischen experimentellen Musikszene warst – und diesen Weg auch auf dem Kontinent weitergehen willst?

Was, wenn Du Dich für Indeterminacy (Unbestimmtheit) begeisterst – aber die Welt ständig auf ein vorhersehbares Ergebnis setzt?

Was, wenn Du ein leidenschaftlicher Vermittler zwischen Neuer Musik und neuen Hörern bist?

Was, wenn Dein englischer Sinn für Humor in Deutschland ein Ventil sucht?

Was, wenn die Musik Dich zum Tanzen bringt – gleichgültig, ob andere sie auch so hören oder nicht?

Was, wenn Dein Instrument gar nicht Tuba heißt, sondern Es-Bass?

Und was, wenn ein Schalltrichter nicht ausreicht?

Was dann?

Bei so vielen einzigartigen Eigenschaften liegt es auf der Hand, Mitglied im Ensemble Musikfabrik zu werden – und dann damit zu beginnen, das Ensemble in Richtung Zukunft voranzutreiben.

 

Seit nahezu 30 Jahren profitiert das Ensemble von Melvyn Poores unvergleichlichem Input, seinen verblüffenden tiefen Tönen, ätherisch hohen Frequenzen und rätselhaften, nicht identifizierbaren Klängen. Seine provokanten Gedanken und Ideen standen oft im Widerspruch zum kollektiven Denken der Gruppe, wie z. B. die Verwendung des Computers für die Verwaltungsaufgaben und die Musikproduktion, neben vielen anderen Konzepten. (Zu der Zeit, als Melvyn der Musikfabrik beitrat, bevorzugte das Ensemble Faxgeräte und besaß nur einen PC.) Seine führende Rolle bei der Arbeit an Gruppendynamik und Ensemblebildung, seine Bemühungen, die britische experimentelle Schule, Cage und viele andere weniger bekannte, aber einflussreiche Komponisten in unser Repertoire einzuführen – sowie seine Begabung als Improvisator, Pädagoge und einfach wunderbarer Mensch – haben dem Ensemble viele Qualitäten verliehen, die unverwechselbar und prägend sind.

Seine Verdienste haben dazu beigetragen, das Ensemble Musikfabrik als eines der angesehensten, kreativsten und erfolgreichsten Ensembles für zeitgenössische Musik weltweit zu etablieren. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, Melvyn Poore für alles zu danken, was er für das Ensemble geleistet hat. Es soll laut und deutlich gesagt werden: Bei allem, was wir von unserem lieben Kollegen über Musik, Ausdruck und Leben gelernt haben, tanzt keiner von uns so zur Musik wie Melvyn.

Christine Chapman und Marco Blaauw

Melvyn Poore
© Klaus Rudolph
Melvyn Poore
© Janet Sinica
Melvyn Poore
© Klaus Rudolph
Melvyn Poore
© Janet Sinica
Melvyn Poore
Melvyn Poore © Janet Sinica
© Klaus Rudolph
© Klaus Rudolph
Melvyn Poore, Johannes Schöllhorn © Klaus Rudolph
Melvyn Poore, Johannes Schöllhorn © Klaus Rudolph
Linkage! © Janet Sinica
Melvyn Poore © Klaus Rudolph

 

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In unserem nächsten Montagskonzert werden die Uraufführungen der neuen Werke „အမှောင် – A Hmaung“ von Hein Tint für Pat Waing, Posaune und Piano und „Aneignung“ von Orm Finnendahl für Pat Waing, Posaune und mikrotonalem Synthesizer zu hören sein. Die Stücke sind eingebettet in ein Programm mit traditioneller Musik aus Myanmar, elektro-akustischen Improvisationen mit dem Computerprogramm „Quo“ des Komponisten Orm Finnendahl und Miniaturen für Posaune und Klavier von György Kurtág.

Das Konzert ist das Ergebnis von vier vorausgegangenen Workshops mit improvisatorischen, kompositorischen und medialen Anteilen und wechselnden Rollenverständnissen von Solist, Komponist und Ensemble. Am Ende ist dabei ein Konzertabend entstanden, an dem die diversen musikalischen Einflüsse, Herkünfte und Herangehensweisen der Teilnehmer*innen hörbar werden, in dem Gemeinsames und Differentes nebeneinander stehen kann und in der Gegenüberstellung jeweils neu gehört werden kann.

Matthias Mainz: „Die Arbeit mit Musiken aus verschiedenen stilistischen Kontexten und vor allem mit Musiker*innen aus verschiedenen musikalischen Kulturen erfordert gleichermaßen Respekt und Aufmerksamkeit dem jeweils Anderen und seiner Kontexte gegenüber. Und entgegen der linearen Vorstellung einer universalistischen Kraft von Musik, die im Austausch eben automatisch immer Verbindung schaffe, setzt die Auseinandersetzung mit den Unterschieden das Wissen um die Kontextualität des eigenen musik-kulturellen Wissens voraus und über das, was Donald Rumsfeld einmal die „unknown unknowns“ genannt hatte: das Wissen, dass nicht einmal der genaue Umfang des eigenen Nichtwissens der Kultur, der Kontexte und der Empfindungen des Gegenübers bekannt sein kann. Und wenn wir ehrlich sind, betrifft dieses Unwissen dem Umfang des Fremden gegenüber auch ein Unwissen über die eigenen inneren veränderlichen Kontexte von Gedanken und Prägungen, die auch in uns selbst nie so linear und fest sind, wie wir uns selbst denken.“

Der burmesische Hsaing Waing Meister Hein Tint aus Pyawbwe in der Provinz Mandalay war in den ersten Jahren nach der demokratischen Öffnung von Myanmar ein zentraler Akteuer von kulturellen Austauschprojekten aus Deutschland und Frankreich. Nach der Übersiedlung mit seiner Familie nach Berlin 2017 war für Hein Tint die Zusammenarbeit mit seinem Ensemble in Myanmar durch den Militärputsch vom Februar 2021 nun unmöglich geworden. Das Projekt ist Teil der Bemühungen, die Kollaborationen Hein Tints mit westlichen Musiker*innen nicht abbrechen zu lassen und die Möglichkeiten seines wunderbaren Instrumentes Pat Waing in neuen Kontexten erforschen zu können.

Eine Kooperation des Ensemble Musikfabrik und der Plattform für Transkulturelle Neue Musik e.V. mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

© Hans Fahr
Orm Finnendahl © Hans Fahr
Hein Tint © Hans Fahr
Matthias Mainz © Hans Fahr
Bruce Collings © Hans Fahr
© Matthias Mainz

Montagskonzert | 23. Mai 2022

Köln, Studio des Ensemble Musikfabrik

Orm Finnendahl – Aneignung (2022) Uraufführung
für Hsaing Waing, Posaune, Piano und Elektronik

Hein Tint – အမှောင် / A Hmaung / Dunkelheit (2022) Uraufführung
für Hsaing Waing, Posaune und Piano

György Kurtág – Sechs Stücke für Posaune und Klavier (1999)

ထံတျာ / Htan Teya / trad. Kinderlied

Orm Finnendahl/EnsembleQuo –Improvisationen/Signal-Processing für Klavier, Posaune, Pat Waing und Maung Zaing (burmesische Buckelgongs)

Hein Tint, Hsaing Waing
Bruce Collings, Posaune
Benjamin Kobler, Klavier
Orm Finnendahl, Elektronik
Matthias Mainz, kuratorische Begleitung

 

Mit großer Trauer haben wir vom Tod Sir Harrison Birtwistles am vergangenen Montag erfahren. Wir haben zuletzt im Rahmen des Musikfestes Berlin und unserer Reihe Musikfabrik im WDR intensiv mit ihm zusammengearbeitet, als Komponist und Dirigent, und verbinden viele herzliche, fröhliche und musikalisch beglückende Momente mit ihm.

Carl Rosman teilt eine persönliche Erinnerungen an den Komponisten, die viel über seine herzliche und humorvolle Art verraten.

Seine Musik wird bleiben.

Vielleicht kann diese Geschichte jetzt, da Harry nicht mehr unter uns weilt, endlich erzählt werden.

2019 hatte ich so etwas wie eine Birtwistle-Phase: Ein langfristiges Projekt zur Wiederbelebung seiner zurückgezogenen Four Interludes for a Tragedy (für Bassettklarinette und Tonband) kam dank Tom Halls Rekonstruktion des verlorenen Tonbandteils aus Peter Zinovieffs Originalmaterial zum Tragen. Ich führte die Interludes im Mai an der Universität von Surrey auf und traf dabei Peter. Als die English National Opera im Oktober Harrys Mask of Orpheus (für die Peter das außergewöhnliche Libretto schrieb) wieder aufnahm, beschloss ich, mitzugehen. Der einzige Abend, der wirklich in den Zeitplan des Ensembles Musikfabrik passte, war der erste Abend, also dachte ich, ich könnte es auch richtig machen – ich investierte in einen Platz in der ersten Reihe und brachte einen Anzug mit.

Nic Hodges war zu diesem Anlass ebenfalls aus Deutschland angereist, und so trafen wir uns vor der Veranstaltung auf eine Tasse Tee und ein Gespräch. Dann schlenderten wir zum Kolosseum hinunter; wir saßen in verschiedenen Teilen des Saals, und nachdem wir unsere Sachen abgelegt hatten, gingen wir getrennte Wege. Ich fragte mich, ob ich Harry irgendwann wiedersehen würde – ich hatte ihn erst vor ein paar Jahren richtig kennengelernt, als das Ensemble Musikfabrik seine Five Lessons in a Frame in Köln und seine Dowland-Arrangements in Berlin aufführte. (Der Dowland ist für das Ensemble eine besonders wertvolle Erinnerung: Harry ist sicherlich nicht der beste der Dirigenten, die mit uns die Bühne der Berliner Philharmonie geteilt haben, aber als er uns sanft durch seine Arrangements geführt hatte, hätten wir ihn gegen keinen anderen in der Branche eintauschen wollen.) Ich beschloss, dass ein Abstecher zu den Toiletten ratsam war, und traf auf dem Weg dorthin Harry selbst, der vermutlich gerade eine ähnliche Mission absolviert hatte. Wir tauschten Grüße aus und umarmten uns kurz. Perfekt, dachte ich: Vermutlich würde ich es nicht schaffen, bei einem so geschäftigen Anlass ernsthaft Zeit mit ihm zu verbringen, aber ich hatte es zumindest geschafft, dass sich unsere Wege kreuzten.

Es war definitiv ein All-Star-Publikum. Die gesamte Londoner Neue-Musik-Gemeinde schien anwesend zu sein, und zu allem Überfluss saß Alfred Brendel zwei Plätze weiter links von mir. In der zweiten Pause ging ich nach unten, um zu sehen, ob ich Nic finden konnte. Stattdessen fand ich Harry und Peter Zinovieff wieder. Peter stellte mich Harry vor: „Harry, das ist Carl, er hat unsere Interludes gespielt“. Daraufhin antwortete Harry: „Ja, ich kenne ihn, er ist mein Freund“. Ich muss sehr rot geworden sein.

Die Oper wurde mit tosendem Beifall begrüßt, und sobald Harry die Bühne betrat, erhob sich das Publikum geschlossen von seinen Plätzen. Auch Peter war in seiner Eigenschaft als Librettist auf der Bühne und erhielt von Harry einen herzlichen Kuss auf die Wange. Als ich die Bühne verließ, traf ich wieder auf Harry. Ich gratulierte ihm, er fragte mich, ob ich alleine da sei, und auf mein „Ja, bin ich“ hin nahm er meine Hand und zog mich in den Aufzug und hinauf zum Empfang des Premierenabends. Dort oben war es etwas laut und voll, also zog er sich mit einem Getränk in der Hand in einen weniger dicht bevölkerten Teil des oberen Foyers zurück, zusammen mit Peter und seiner Frau Jenny. Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann verabschiedeten sich die Zinovieffs. Harry saß noch etwas länger da und ergriff dann wieder meine Hand: zurück in den Aufzug, hinunter in das Foyer im Erdgeschoss und direkt zur Tür hinaus, wobei er nur innehielt, um die extravagant gekleidete Kostümbildnerin zu umarmen.

Als er auf die Straßen von Soho stürmte, fragte ich ihn, ob er uns an einen bestimmten Ort bringen würde. „Ja.“ Bald erreichten wir den Garrick Club, in dem er Mitglied war, und gingen direkt in den Speisesaal. (Ich war froh, dass ich den Anzug mitgenommen hatte.) Er bestellte eine Flasche eines sehr kraftvollen Pinot Noir und sagte mir, ich solle etwas zu essen aussuchen. So verbrachten wir etwa eine Stunde damit, über verschiedene Themen zu plaudern (in unseren wenigen Gesprächen ging es immer um Alan Hacker und Reginald Kell, meine beiden Lieblingsklarinettisten, von denen der eine über vierzig Jahre lang Harrys Mitarbeiter und Kollege war und der andere Harrys eigener Klarinettenlehrer). Wir hatten die Flasche schon fast ausgetrunken, als Sir David Pountney (der Produktionsleiter der Originalaufführung von Mask of Orpheus im Jahr 1986) eintraf, und wir unterhielten uns noch ein wenig über den Verlauf des Abends.

Schließlich schloss der Speisesaal seine Pforten und Harry machte sich auf den Weg ins Bett. Ich schlenderte zum Groucho Club, um mit Nic Hodges einen letzten Martini zu trinken, und machte mich dann auf den Weg zu meinem Hotel, wobei ich unterwegs gelegentlich tatsächlich lachte.

Ich hatte danach noch eine weitere Gelegenheit, Harry zu treffen: Er kam zu Nics Aufnahme von Gigue Machine und anderen Stücken im WDR, und ich schlich mich als Umblätterer ein, so dass noch einige schöne Erinnerungen entstanden. Ohne die Pandemie wären es natürlich noch mehr gewesen. Aber als Entschädigung gibt es wenigstens die Musik: und davon gibt es eine Menge, und das Beste davon kann sich meiner Meinung nach mit buchstäblich allem messen.

Carl Rosman

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Helen Bledsoe und Sir Harrison Birtwistle © Klaus Rudolph
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Vladimir Guicheff Bogacz – Dottore Falloppio (2020)

für Horn solo, Englischhorn, Trompete, Violine, Viola und Kontrabass

Christine Chapman, Horn solo
Peter Veale, Englishhorn
Marco Blaauw, Trompete
Sara Cubarsi, Violine
Axel Porath, Viola
Florentin Ginot, Kontrabass

Janet Sinica, video/editing
Jan Böyng, editing
Stephan Schmidt, recording producer/editing

DOTTORE FALLOPPIO

Im XVI. Jahrhundert machte Dr. Gabriele Falloppio wichtige Entdeckungen auf dem Gebiet der Anatomie. Er beschäftigte sich eingehend mit dem Innenohr und den Fortpflanzungsorganen. Im Spanischen werden die Eileiter (oder Gebärmutterröhren) trompas de falopio genannt, was so viel bedeutet wie Falopios Waldhorn.

Während ich eine frühere Soloversion des Stücks schrieb, stand die Geburt meines ersten Sohnes kurz bevor, so dass mir die Anatomie und die Anstrengungen der Geburt im Kopf herumschwirrten. Die Erzeugung der meisten Hornklänge in diesem Stück hat für mich etwas sehr Intimes, irgendwie eine direktere oder klarere Geburt des Klangs.

Mitte der 60er Jahre machte Jimi Hendrix wichtige Entdeckungen auf dem Gebiet des neuen (elektrischen) Klangs, ganz zu schweigen von der Konstruktion einer einzigartigen musikalischen Sprache.

Dottore Falloppio macht ausgiebigen Gebrauch von der Harmonie und den melodischen Gesten einer sehr bekannten Hendrix-Version eines Liedes (raten Sie mal, welches…) und ist dabei völlig inspiriert von den Innovationen von Hendrix‘ elektrischem und verzerrtem Sound, der auf die klassischen akustischen Instrumente angewendet wird.

Vladimir Guicheff Bogacz

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Samuel Solís-Serrano ʾmr (2018)
für Violinsolo

Sara Cubarsi, Violine

Janet Sinica, Video/Schnitt
Julius Gass, Tonaufnahme/Mischung

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Marcus Schmickler Could You Patent the Sun? (2020)

Janneke van der Putten, Stimme
Marco Blaauw, Doppeltrichter Trompete
Christine Chapman, Doppeltrichter Horn
Bruce Collings, Doppeltrichter Posaune
Melvyn Poore, Doppeltrichter Euphonium
Marcus Schmickler, Computer

Janet Sinica, Video
Jan Böyng, Janet Sinica, Schnitt
Stephan Schmidt, Tonaufnahme & Mischung

Ein Kompositionsauftrag der Triennale Monheim