Studio Musikfabrik produziert gerade seine erste CD. Die letzten zwei Stücke von insgesamt vier Titeln fehlen noch. Tonmeister Hendrik Manook leitete die gestrige Aufnahme und hat uns ein paar Fragen dazu beantwortet:
Lieber Hendrik, Du arbeitest schon jahrelang mit dem Ensemble Musikfabrik zusammen, was ist deine Verbindung zum Jugendensemble Studio Musikfabrik?
Für das Ensemble Musikfabrik arbeite ich seit über 10 Jahren, einerseits habe ich als Klangregisseur in Konzerten verschiedenste Arten von Elektronik realisiert und andererseits als Tonmeister Aufnahmen für das Ensemble gemacht, z.B. für das eigene Label. Mit dem Studio Musikfabrik ist diese Aufnahme tatsächlich eine Premiere für mich, auch wenn ich vielen der Musiker schon das ein oder andere Mal auf dem Flur begegnet bin.
Nun bist du bei den letzten beiden Aufnahmen für die geplante CD des Studio Musikfabrik der zuständige Tonmeister. Was sind dabei deine Hauptaufgaben?
Zuallererst bin ich für die technische Durchführung verantwortlich, um einen ästhetisch und technisch passenden Klang einzufangen, also für sämtliches Equipment von Mikrofonen und Kabeln bis hin zur Software für die Aufnahme, Mischung und Nachbearbeitung. Darüber hinaus fällt mir die Aufgabe der organisatorischen und künstlerischen Leitung der Aufnahme zu. Fragen zur Interpretation kläre ich natürlich mit dem Dirigenten und dem Komponisten, der bei der ersten Aufnahmesession selber anwesend war, und immer wieder in Rücksprache mit den Instrumentalisten.
Wie genau läuft so eine Aufnahme ab? Auf was muss besonders geachtet werden?
Nach dem Aufbau der Technik und einem grundlegenden Test, ob diese so läuft wie erwartet, starten wir mit einem Soundcheck, bei dem Mikrofontypen und -positionen festgelegt werden und eine erste Klangeinstellung gemacht wird. Wenn sich alle Beteiligten einig sind, dass der Klang gut zum Stück passt oder zumindest alle Elemente vorhanden sind, um daraus später eine schöne Mischung erstellen zu können, beginnen wir mit der eigentlichen Aufnahme. Abhängig vom Stück nehmen wir in der Regel einige Fassungen auf, diskutieren zwischendurch darüber, ob wir alle zufrieden waren oder ob etwas verändert werden soll. Oft geht es darum für die Aufnahmen bestimmte Stellen anders zu interpretieren als in der Konzertsituation.
Zusätzlich achte ich darauf, dass sich das gemeinsam produzierte Material später gut kombinieren lässt. Manchmal arbeitet man in längeren Abschnitten, manchmal auch ziemlich punktuell im Detail, das hängt immer vom Stück ab.
Wie viel Zeit haben die Vorbereitungen für die zwei Aufnahmen in Anspruch genommen?
Im Vorfeld schaue ich mir die Partituren im Detail an und falls es bereits Aufnahmen gibt, z.B. einen Livemitschnitt einer Aufführung oder sogar andere Tonträger (was bei Neuer Musik aber nicht immer der Fall ist), verschaffe ich mir damit einen Überblick über die Stücke. Danach überlege ich mir, wie ich die Aufnahme technisch angehe und welche Stellen im Stück voraussichtlich besondere Aufmerksamkeit benötigen, weil sie beispielsweise besonders schwierig zu spielen sind. Insgesamt hat das in diesem Fall vielleicht ein bis drei Stunden gedauert.
Unterscheidet sich die Aufnahme mit den MusikerInnen des Studio Musikfabrik von anderen Aufnahmen die du leitest?
Den größten Unterschied zu anderen Aufnahmen macht bei diesem Projekt die Tatsache, dass die Musiker alle noch so jung sind. Sie spielen unglaublich gut, aber viele von Ihnen haben noch nicht so viel professionelle Aufnahme-Erfahrung sammeln können. An dem Punkt kann und muss ich meine Erfahrung einbringen. Ich behalte zum Beispiel das Zeitmanagement und die Krafteinteilung für den gesamten Aufnahmetag gut im Blick. Selbst für routinierte Profis ist eine mehrstündige Aufnahmesession konditionell sehr fordernd, und wenn man das noch nicht so oft gemacht hat, ist es sehr schwer einzuschätzen wie lange man sein Instrument für eine Aufnahme so spielen kann, sodass es nicht erschöpft sondern frisch klingt. Manchmal hilft da allein schon die richtige Pauseneinteilung.
Was muss noch gemacht werden, wenn du die Aufnahmen im Kasten hast?
Je nachdem wie die Herangehensweise bei der Aufnahme war, muss ich mehr oder weniger aufwendig die einzelnen Aufnahmetakes zusammenschneiden und schließlich eine Mischung erstellen. Die schicke ich dann zur Kontrolle an die Interpreten und nach eventuellen Korrekturen muss ich für die CD (oder auch jede andere Veröffentlichungsform) noch ein Master erstellen, d.h. die einzelnen Stücke dafür passend zusammenstellen, eventuell noch ein paar klangliche Anpassungen machen und alles für das Presswerk vorbereiten.
Bist du stolz, wenn die von dir produzierten Stücke auf einer CD oder einem anderen Audioträger veröffentlicht werden?
Es freut mich natürlich, wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, ein Stück Musik so in einer Aufnahme einzufangen, dass auch andere daran Freude finden können, vor allem wenn es davor noch keine Aufnahme von dem Stück gab.
Was ist deiner Meinung nach, in den Zeiten der Digitalisierung, Spotify und Co noch das besondere an einer CD-Veröffentlichung? Ist das überhaupt noch notwendig?
Sicherlich gibt es bestimmte Genres, in denen Tonträger immer mehr vom Streaming abgelöst werden, aber Tonträger haben auch ein paar Vorteile, die ein Download oder Streaming nicht bieten können. Man muss natürlich davon ausgehen, dass die Hörer überhaupt einen (CD-)Player und ein paar möglichst gute Lautsprecher besitzen, aber dann ist die klangliche Qualität und beispielsweise die Dynamikabbildung auf CD oft besser als das, was die meistverbreiteten Streamingplattformen so bieten. Zudem macht für mich jeder Tonträger mit dazugehörigem Booklet einfach einen schöneren haptischen Eindruck. Man kann verschiedene Stücke auf ganz eigene Art zusammenstellen und damit Bezüge zwischen Ihnen hervorheben, die man so nicht herstellt, wenn man nur Einzelwerke „in der Hand“ hat. Außerdem sind Tonträger auch besser zum Verkauf bei Konzerten oder als Geschenk geeignet und besonders für ein junges Ensemble eine Art Visitenkarte.