9. Februar 2012

Auf den Spuren von Mauricio Kagel

Ein Beitrag von Julia Spyker

Stöbert man sich durch das Internet bekommt man leicht Informationen zu Mauricio Kagel. Am 24.12.1931 in Buenos Aires geboren. Er studierte autodidaktisch Gesang, Dirigieren, Klavier, Violoncello und Orgel. Sein Vater gab ihm die ersten Klavierstunden, doch sein erster Lehrer war Vincenzo Scaramuzza, Pianist aus Crotone. An der Universität von Buenos Aires studierte er zusätzlich Philosophie und Literatur mit Jorge Luis Borges als Professor usw. Diese biographischen Angaben ließen sich ausführlichst bis zu seinem Tod am 18. September 2008 fortführen. Doch was zöge man aus dieser Auflistung? Mauricio Kagel: ein beeindruckender Komponist, Librettist, Dirigent und Regisseur; dessen Werk außergewöhnlich vielseitig ist und obendrein gespickt mit Humor, Fantasie und Originalität. Doch eine Lücke wird dadurch nicht geschlossen – die Frage nach der Person: Mauricio Kagel.

Man begebe sich also an seine einstige Wirkungsstätte:
Dem Ensemble musikFabrik

Am 24.12.2011 wäre Mauricio Kagel 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gab das Ensemble musikfabrik ein Konzert mit Kompositionen Kagels und mit Werken, die eigens für dieses Ereignis komponiert wurden.

In den Tagen vor dem Konzert schwebte Mauricio Kagels Geist spürbar durch die Probenräume des Ensembles. Und es reichte den Musiker ein Stichwort zu geben: Mauricio Kagel.

Über Jahre hinweg hat das Ensemble musikFabrik nicht nur eng mit Mauricio Kagel gearbeitet und seine Werke gespielt, nein, sie haben ihn hautnah auf der Bühne erlebt. Ein bleibender Eindruck, wie es scheint.

Da nahezu jeder im Ensemble irgendwann mit Mauricio Kagel zu tun hatte, wird mit leuchtenden Augen von der Probenarbeit erzählt, von eindrücklichen Konzerten – aber man bekommt eben vor allem auch die herrlichsten Anekdoten zu hören. Und die münden ähnlich wie Kagels Musik in einem herzhaften Lachen.

Erinnerung ist psychologisch betrachtet die mentale Wiederbelebung früherer Erlebnisse und Erfahrungen. Erinnerungen sind meist multimedial: Sie enthalten Bilder, ganze Szenen, die wie ein Film ablaufen. Erinnerungen sind keines falls stumm,  Geräusche und Klangfarben tauchen in ihnen auf, doch vor allen Dingen eben auch Gefühle.

Neben all den Schwanks und Geschichten bleibt dennoch eines im Mittelpunkt. Das Musizieren mit Mauricio Kagel. Und fast alle berichten von den Konzerten des Werks „Windrose“, den 9 Stücken für Salonorchester die zwischen 1988 und 1994 entstanden sind.

Doch bei all den freudigen Gedanken – bleibt auch der Moment präsent, als Mauricio Kagel am 18. September stirbt. Dann werden die Erzählungen etwas leiser….

Ich habe Mauricio Kagel nie live erlebt, doch nach den Gesprächen mit den Musikern des Ensemble musikFabrik, habe ich fast das Gefühl ihn jetzt doch noch kennengelernt zu haben – und das 3 Jahre nach seinem Tod. Danke Ensemble musikFabrik! Danke Mauricio Kagel!