8. Oktober 2021

WOLVES

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Sarah NemtsovWOLVES (2012)
für Oboe, Klavier und Utensilien zur Herstellung von Rohrblättern

Peter Veale, Oboe
Benjamin Kobler, Klavier

Janet Sinica, Video
Jan Böyng, Schnitt
Julius Gass, Tonaufnahme/Mischung

Programmtext von Sarah Nemtsov

‘out of this sun, into this shadow.’
aus: Virginia Woolf “The Waves”

Die Komposition WOLVES schrieb ich 2012 als Auftrag meines ehemaligen Lehrers Prof. Burkhard Glaetzner. Für sein Abschiedskonzert von der Universität der Künste (2013) wünschte er sich eine neue Komposition für Oboe und Klavier. Burkhard Glaetzner, einer der führenden Oboisten seiner Generation, hatte schon als junger Musiker (in DDR) eine Begeisterung für Neue Musik und im Laufe seiner Karriere unzählige Werke uraufgeführt. Ein großer Musiker. Ich selbst hörte als Kind eine CD mit Vivaldi-Oboenkonzerten in seiner Interpretation und sie war mit ausschlaggebend, dass ich mich (nachdem Blockflöte zunächst mein Hauptinstrument war) für die Oboe entschied. Ich selbst studierte parallel Oboe und Komposition, Oboe von 2003-2005 bei Burkhard Glaetzner, danach war ich noch tätig als Oboistin, frei, konzertierte, entschied mich dann aber 2007 (nachdem ich bei einem Wettbewerb noch als Oboistin einen Sonderpreis für die Interpretation meines eigenen Werkes erhalten hatte), die Oboe beiseite zu legen. Das Komponieren brauchte all meine Konzentration. In WOLVES geht es also in verschiedenen Formen auch um Abschiede. Quasi das gesamte Klavier ist präpariert- mit Rohrbaumaterialien (das Rohrebauen hatte ich selbst immer gehasst, ich war viel zu ungeduldig dafür) – inkl. Hobelmaschine und Rohrholz. Dadurch scheppern und klirren die Klänge oder sind gedämpft. Der*die Oboist*in schneidet zweimal im Verlauf des Werks das Rohr ab. Das ist einkomponiert, eine theatrale (symbolische) Geste natürlich, aber auch eine klangliche Veränderung: durch den ersten Schnitt wird der Klang heller, unberechenbarer, schalmeiartig. Mit dem zweiten Schnitt verstummt das Instrument, nur noch Luftgeräusche können produziert werden – diese klingen durch das abgeschnittene Rohr aber anders als herkömmliche Luftgeräusche mit „normalem“ Rohr. Um ein „Konzertrohr“ zu zerstören, bedarf es Überwindung.

Die Hauptsache ist bei WOLVES aber natürlich die Musik – es ist eine Form der Kammermusik zwischen Freiheit und Strenge, Zorn, Freude, Schmerz und Zartheit. Das Ende ist nicht nur Trennung, vielleicht auch Freiheit.
Für Oboe und Klavier besteht die Komposition aus jeweils 7 Teilen, die musikalisch je für sich stehen, sich aber zugleich aufeinander beziehen bzw. einander begegnen (wellenförmig) und auch Assoziationsfelder für die Klangwelten bieten:

Oboe: I) WOLF II) WOOLF III) WAVES IV) DRAGON-FLIES V) RAYS VI) CUTS VII) AIR
Klavier: I) HURT II) HUNT III) LOVE IV) LAUGH V) LOSE VI) BREAK VII) BREATH

Die Komposition ist Burkhard und Felicitas Glaetzner in Dankbarkeit und Zuneigung (und Bewunderung) gewidmet.