25. Mai 2020

New Music Monday #10

Hannah Weirich & Dirk Rothbrust © Astrid Ackermann

New Music Monday #10 präsentiert Georges Aperghis‚ Requiem furtif (1998), ein Duo für Violine und Claves, gespielt von Hannah Weirich und Dirk Rothbrust. Lesen Sie weiter unten die Programmnotiz des Konzerts „Musikfabrik im WDR 69“ von Martina Seeber, um mehr über dieses „gespenstische Duo“ zu erfahren.

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„So schnell wie möglich“ beginnt dieses kurze Duo für Geige und Klanghölzer. Gedämpfte Violinklänge huschen vorbei. Ein Netz aus Arpeggien steigt auf, so zart und fragil gespielt, dass die Töne gerade eben ansprechen. Klanghölzer messen den Puls. Ihr Klappern folgt dem Tempo der Geige, umgekehrt folgt die Geige dem rasenden Puls der Hölzer.
Das Klangmaterial dieses „flüchtigen Requiems“ ist ebenso reduziert wie suggestiv. Georges Aperghis hat es 1998 dem Klarinettisten Serge Daval gewidmet. Es ist ein Memento Mori, in dem das helle Tickern der Claves die verrinnende Zeit markiert, während die Geige mit hauchigen Luftklängen einen Totentanz intoniert. Dass die Hölzer an die trockenen Töne aneinander geschlagener Knochen erinnern, ist kein Zufall. Requiem furtif ruft starke Bilder wach. Mit der christlichen Totenmesse hat diese Vergänglichkeitsmusik nichts zu tun. Das gespenstische Duo tröstet nicht mit der Verheißung ewigen Lebens. Es spielt am Rande des Nichts. Die dünne und immer wieder löchrige Textur verdeckt die Stille nur unzulänglich und vor allem nur für kurze Zeit. Dieses Duo ist „flüchtig“, weil es so kurz ist „wie ein Windstoß“, kommentiert George Aperghis. Die Zeit verrinnt, „wie eine Sanduhr, die sich leert“.

Martina Seeber, Auszug aus dem Programmheft von „Musikfabrik im WDR 69”