12. Januar 2012

musikFabrik im WDR | 41

Michael Beil | BLACKJACK | Uraufführung am 21. Januar 2012

Ein Kommentar von Andreas Günther

Noch nie war die Fülle an Informationen, die tagtäglich auf uns einwirken, so groß und komplex wie heute. Im Zeitalter der Informationsgesellschaft und der elektronischen Medien wird es eine immer größere Herausforderung, das Wichtige vom Unwichtigen und das Authentische vom Unwirklichen und Falschen zu trennen. Information, verstanden als „Verringerung von Ungewissheit“ (Gernot Wersig), ist für uns nur dann eine solche, wenn wir den dahinter stehenden Dingen und den sie vermittelnden Medien tatsächlich Glauben schenken können; die Frage, was wir für bare Münze nehmen können, und wo wir uns zwischen Realem und nur Vorgetäuschtem, zwischen Sein und Schein verlieren, drängt sich im medialen Dickicht immer häufiger auf. Und welche Rolle spielt dabei unsere Wahrnehmung? Wann und warum erachten wir etwas als authentisch? Wie nehmen wir etwa Vervielfältigungen oder Wiederholungen wahr? Ändert die Wiederholung unsere Wahrnehmung? Inwieweit beeinflusst unser Bewusstsein die Realität des Wiederholten? Gibt es überhaupt eine wirkliche, unveränderte Wiederholung? Michael Beil, Komponist und Hochschullehrer aus Köln, beschäftigt sich schon seit längerem in seinen Musik- und Videoarbeiten mit solchen und ähnlichen Fragen, die sich allesamt auch auf die Wahrnehmung von Musik oder Kunst im Allgemeinen beziehen lassen. Mit seinem neuen Werk BLACKJACK für Ensemble mit Live-Video und Zuspiel, das 2011 für das Ensemble musikFabrik entstand, versucht Beil den Hörer (und Zuschauer!) auf eben solche Fragen zu stoßen. Dazu entwickelte er ein Werkkonzept (samt außergewöhnlichem Bühnenaufbau mit Live-Videoprojektion), das uns zwingt, genauer hinzuhören und -zuschauen. Beil legt die Karten – um beim verrätselten Titel BLACKJACK zu bleiben – hier nicht gleich offen auf den Tisch, sondern eröffnet ein genau kalkuliertes Verwirrspiel auf allen Ebenen (der akustischen, der visuellen, aber auch der zeitlichen), deren uns vertrauten Zuordnungen und Zusammenhänge er aufbricht, um die Wahrnehmung des Publikums herauszufordern.

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