20. Juni 2018

Eine CD von Studio Musikfabrik

Die Aufnahmen mit Tonmeister Hendrik Manook sind abgeschlossen. Jetzt fehlt noch das Mixing der einzelnen Tacks, bevor die CD von Studio Musikfabrik in Produktion gehen kann.
Auf der CD werden Kompositionen von Dieter Mack zu hören sein. Der Komponist hat uns über die Zusammenarbeit mit dem Jugendensemble berichtet.

Lieber Dieter, dich verbindet mittlerweile eine langjährige Zusammenarbeit mit Peter Veale und Studio Musikfabrik. Wie viele Jahre arbeitest du nun schon mit dem Jugendensemble zusammen?

Ich glaube es war vor etwa acht Jahren, als es mit „Luft“ begann, einer Auftragskomposition für Studio Musikfabrik.

Kannst du uns etwas über die gemeinsame Arbeit mit den jungen Musiker*Innen erzählen? Wie kam es dazu? Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus?

Ich war schon immer daran interessiert, mit Jugendlichen zusammen zu arbeiten. Wenn wir Komponisten/innen uns über mangelndes Interesse der Jugend beklagen, dann dürfen wir uns auch nicht gleichsam als „in einer anderen Welt lebend“ präsentieren, sondern müssen auf die junge Generation zugehen. Ich möchte den Jugendlichen das Gefühl vermitteln, dass wir einem bestimmten Segment auf Augenhöhe miteinander umgehen. Und ich war letztlich immer überrascht, dass ich deswegen nicht unbedingt „einfacher“ schreiben muss.Ich muss mehr darüber reden, um manche Dinge verständlich zu machen, aber das tue ich gerne.

Wichtig erschien mir immer, den Jugendlichen deutlich machen zu können, warum etwas so ist, wie es ist. Wichtig war ebenso Fehler meinerseits einzugestehen, die es wie immer auch gab. Dabei kam mir natürlich Peter Veale und unsere enge Freundschaft seit nun fast vierzig Jahren zugute. Auch er geht in ähnlicher Weise auf die Jugendlichen zu. Zudem erfordert die Arbeit mit Jugendlichen einen langen Atem in dem Sinne, dass man nicht einfach zwei dreistündige Proben ansetzt und dann auf die Bühne geht. Man muss kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zusammen arbeiten, um den Prozess des Hineinwachsens in ein neues Werk zu befördern. Solch ein langzeitlicher Prozess des Erarbeitens kommt den grundsätzlichen Problemen der Interpretation meiner Musik sehr zugute.

Interessant war über die Jahre, dass neue Musikerinnen und Musiker immer wieder relativ schnell in das ganze Gefüge integriert werden konnten. Die Offenheit, die Peter und ich den Jugendlichen an den Tag legen, ist, denke ich, ein ganz wichtiger Aspekt. Das schließt nicht aus, dass man ab und an einmal klare Worte anbringen muss. Aber ich habe nie erlebt, dass dies negativ interpretiert wurde.

Auf der neuen und ersten CD von Studio Musikfabrik – die Aufnahmen sind ja bereits im Kasten – wird unter anderem dein Stück „Luft“ (2012) zu hören sein. Dieses Stück war ein Kompositionsauftrag von Studio Musikfabrik an dich. Was sagt der Titel über den Charakter des Werkes aus?

Es sagt darüber aus, dass sowohl Atmungsvorgänge als auch Luftgeräusche eine wichtige strukturelle und klangliche Rolle spielen. Atmung als Regulativ hat mich schon lange beschäftigt (erstmals im Bläserorchesterstück „Angin“ von 1989; „Angin“ ist der indonesische Ausdruck für Wind und Luft). In „Luft“ bin mich noch weiter gegangen und lasse alle Musikerinnen und Musiker mit der Stimme zusätzlich aktiv werden. Das hat zu Beginn einige psychologische Probleme ausgelöst, die sich aber schnell abbauten.

War während des Entstehungsprozesses wichtig für wen du dieses Stück schreibst? Hattest du vielleicht sogar bestimmte Musiker*innen im Kopf? Wenn ja, wie äußert sich das?

Ja das war sehr wichtig. Allerdings hatte ich in diesem Fall nicht bestimmte Personen im Kopf sondern das Ensemble oder besser, das Kollektiv an sich. Wie sich das in der Komposition niederschlägt, ist schwer zu sagen. Aber die Erfahrungen, die ich vorher mit dem Ensemble gewonnen hatte, spielten sicherlich eine Rolle, jedoch nicht hinsichtlich einer einfacheren oder schwierigeren Schreibweise. In der eigentlichen Praxis wurden dann manche Details noch angepasst. Es gibt einfach bestimmte Spielweisen, die dem/der Einen schwerer fallen, dem/der Anderen leichter. Das ist aber auch im professionellen Segment so.

Welchen Stellenwert haben professionelle Aufnahmen deiner Stücke für dich? Ist es etwas Besonderes dass ein so junges Ensemble die Einspielungen macht?

Sie haben einen hohen Stellenwert, vor allem als Dokument mit einer gewissen Überzeitlichkeit. Allerdings gebe ich zu, dass ich eine professionelle Live-Aufnahme bevorzuge, wie etwa bei „Kammermusik V“ auf der CD 13 Kreuzungen des Profi-Ensembles Musikfabrik.
Ich freue mich aber in diesem Fall riesig, dass Studio Musikfabrik diese wirklich harte Aufgabe auf sich genommen hat. Das Engagement und die Disziplin der jungen Musiker und Musikerinnen war vorbildlich. Solch ein Entstehungsprozess ist wirklich nicht einfach, wenn man manchmal an einer Stelle sprichwörtlich „die Flöhe husten hört“.

Was ist deiner Meinung nach, in den Zeiten der Digitalisierung, Spotify und Co noch das besondere an einer CD-Veröffentlichung? Ist das überhaupt noch notwendig?

Ja, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Mit einer CD habe ich auch einen gewissen Wertgegenstand in der Hand. Die CD ist ebenfalls ein digitales Medium, aber eben etwas, das ich greifen und weitere Informationen hinzufügen kann. Da ich mich der anderen Download-Medien grundsätzlich nicht bediene, ist die CD – nach einer Live-Aufführung – weiterhin das von mir bevorzugte Medium.